Die Portugiesische GaleereMit harpunenartigen Nesselkanonen bewaffnet
"Giftquallen vor Mallorca gesichtet" - diese Schlagzeile hat in diesem Sommer einige Badegäste verunsichert. Biologe Mario Ludwig fasst alles Wissenswerte über die Portugiesische Galeere zusammen.
Manche Badenden haben wahrscheinlich Angst vor ihr und dem Gift in ihren Nesseln, andere finden die Portugiesische Galeere faszinierend. Formschön, mit betörender Färbung und ein evolutionäres Wunder. Irgendwie super halt.
Das Supertier
Von einer Art Superorganismus spricht auch der Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte, wenn er über die außergewöhnliche Quallenart berichtet. Im Laufe der Evolution hat sich die Qualle in unzählige kleine Einzellebewesen aufgeteilt, die aber nur im Zusammenschluss existieren können. Biologen nennen solch eine Vereinigung Superorganismus. Sie zählt zum Stamm der Nesseltiere und zur Ordnung der Staatsquallen.
"Die Portugiesische Galeere besteht aus vier Arten von mehrzelligen Einzeltieren, die sich eben zu einem einzigen Tier, einem Supertier, zusammengetan haben."
Die kleinen Einzeltiere, aus denen sich die Portugiesische Galeere zusammensetzt, heißen Polypen. Jede Einzelne übernimmt spezifische Aufgaben, zusammen sind sie ein Team. Die Einzeltiere bleiben ihr ganzes Leben lang miteinander verbunden. Einzeln wären sie auch gar nicht mehr lebensfähig.
Vier Typen von Polypen
Die vier verschiedenen Arten, aus denen sich die Portugiesische Galeere zusammensetzt, unterscheiden sich in Aussehen und Tätigkeit stark voneinander:
- Nahrungspolyp, spezialisiert darauf, Nahrung zu finden und zu erbeuten
- Verdauungspolyp, sorgt mithilfe von Enzymen dafür, dass ein Beutetier in Bestandteile zerlegt wird
- Polyp, spezialisiert auf Fortpflanzung
- Polyp, für die Fortbewegung verantwortlich
"Wenn wir Menschen mit den langen Fangtentakeln der Portugiesischen Galeere in Berührung kommen, ist das nicht nur äußerst schmerzhaft, sondern in Einzelfällen auch lebensgefährlich."
Giftqualle schießt mit harpunenartigen Nesselfäden
Die Nahrungspolypen bilden bis zu 50 Meter lange Fangfäden, mit denen die Staatsqualle das Meer, wie mit einem großen Fangnetz, nach Beute durchkämmt. Jeder Tentakel, der sich an den Fäden befindet, ist mit bis zu 1000 Nesselzellen pro Quadratzentimeter gespickt. Mit diesen Nesselkapseln werden hauptsächlich kleine Fische und Krebse zur Strecke gebracht.
Fangfäden haben effektive Waffen
Sobald ein Beutetier auch nur ganz leicht mit einer Nesselzelle in Berührung kommt, wird aus einer kleinen Kapsel, ein harpunenartiger Nesselfaden herausgeschleudert, der die Körperwand des Beutetieres durchschlägt und dem Opfer ein hochwirksames Nervengift injiziert.
In fast allen Ozeanen unterwegs
Vor allem im Pazifik und im tropischen Atlantik sind sind Portugiesischen Galeeren zu finden. Zwischen Oktober und Mai treten sie oft massenhaft an den Küsten Australiens auf. Bei großen Vorkommen müssen oft ganze Strandabschnitte gesperrt werden, um Badende vor den Gifttentakeln zu schützen. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen werden in Australien jedes Jahr mehrere tausend Menschen von Portugiesischen Galeeren verletzt.
Verletzungen durch Qualle behandeln
Einige Experten raten dazu, die Stiche mit unverdünntem Essig zu behandeln – andere raten wiederum davon ab, erklärt Biologe Mario Ludwig. Oft wird auch zu einer ausgiebigen Reinigung der Wunden mit Meerwasser geraten. Eine Behandlung mit auf 45 Grad erhitztem Süßwasser kann ebenfalls von Nutzen sein, nimmt Mario Ludwig an. Offensichtlich zersetzt das erhitzte Wasser die Proteine der Gifte, sagt er.
Sein Fazit: Einig sind sich die Experten allerdings darin, dass Hausmittel, wie Urin, Backpulver und Rasiercreme eher schaden, als nutzen.
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