Gespräch mit der Psychologin Monika FehrenbachDie Kraft des produktiven Meckerns
Worüber wir meckern zeigt unsere Bedürfnisse
Generell rät die Psychologin aber nicht immer nach demselben Muster los zu meckern, sondern seine Mecker-Gewohnheiten zu analysieren. Dazu gehöre zunächst die Frage nach den kurz- und langfristigen Konsequenzen. "Kurzfristig möchte ich wahrscheinlich Dampf ablassen", erklärt Monika Fehrenbach, "mit dem Ziel, eine Bindung zu dem Gegenüber herzustellen, sich verstanden zu wissen."
Meckern als Akt des Vertrauens
"Fürs Meckern sollte man sich eine Person suchen, bei man sich sicher und akzeptiert fühlt."
"Außerdem", sagt die Psychologin, "kann ich mich fragen, was ich mir vom Meckern erhoffe. Genauso hilfreich kann es sein, mir einzugestehen, welche Reaktion ich mir von meinem Gegenüber wünsche." Das würde einem selbst viel über die eigenen Bedürfnisse in dem Moment verraten.
Wenn meckern chronisch wird
Obwohl meckern also befreiend sein kann, besteht die Gefahr, dass das Meckern chronisch wird. Das ist nicht nur anstrengend für die Mitmenschen; negativ sein, tut einem selbst nicht gut.
"Meckern ist am Ende auch Stress für das System. Wer ständig meckert, betreibt regelrecht Raubbau an sich selbst."
Deswegen rät Monika Fehrenbach eher zu einem konstruktiven Ansatz. Dazu gehört die Frage, was ich jetzt in diesem Moment tun kann, um mich aus der belastenden Situation rauszuholen. Eine andere Möglichkeit ist, seinen Fokus auf das zu lenken, was derzeit gut läuft oder wofür man generell dankbar ist im Leben.
In Bezug auf Corona, meint die Psychologin, könnte das bedeuten, sich zu fragen, was man in diesen Zeiten der Krise über sich selbst lernen kann. Außerdem kann es helfen, Pläne für die Zeit danach zu schmieden und dann endlich Dinge zu tun, die man vielleicht schon vor der Pandemie aufgeschoben hat.
"Meckern ist oft eine Art Ablenkung, um nicht nach einer Lösung für ein Problem zu suchen."
Und am Ende helfe es, sich zu vergegenwärtigen: Meckern führt uns eher in die Opferrolle. Auf lange Sicht resignieren wir, werden vielleicht krank. Daher plädiert Psychologin Monika Fehrenbach dafür, zu schauen, was einem die Unzufriedenheit sagen will und das als Hebel zu nutzen, um sein Leben wieder in die Hand zu nehmen.