Golden Globes 2019Die "Boring Globes"
Es kann eine Menge Spaß machen, mitten in der Nacht aufzustehen, um sich eine Preisverleihung anzuschauen - bei den Oscars, einer richtigen Gala, ist das in der Regel der Fall. Die "Golden Globes" hingegen sind eine reine Preisverleih-Zeremonie. Und die war in diesem Jahr so langweilig wie noch nie, findet Tom Westerholt. Zum Glück sind die ersten neuen Filme des jungen Jahres spannender!
"Sie waren stets bemüht" ist das, was man den diesjährigen Golden-Globes-Moderatoren Sandra Oh und Andy Samberg noch wohlwollend attestieren könnte. Mit der Brillanz von Tina Fey und Amy Poehler oder gar Ricky Gervais als Moderatoren der Verleihung war ihre Performance nicht zu vergleichen, urteilt unser Film-Experte Tom Westerholt enttäuscht. In der Eröffnungsmoderation gab es wenigstens noch ein paar kleine, einstudiert wirkende Spitzen gegen die Regierung und anwesendes Wohlstandspublikum, nach dem Opener waren die Globes-Moderatoren dann aber nur noch Stichwortgeber von der Seitenlinie, findet er.
Golden Globes 2019: Langweilig!
Auffällig sei auch, dass bei den diesjährigen Globes auch Laudatoren und Preisträger wenig Ambitionen zeigten, die Globes-Bühne für Botschaften oder Witze zu nutzen. Stattdessen: "Hier die Nominierten ... " und "The winner is..." gefolgt von "Danke für den tollen Preis!" - 27 Mal nacheinander! Einzelne Ausnahmen machten nur die Gewinnerinnen Glen Close, Rachel Brosnahan oder Regina King, die ihren Auftritt zum Aufruf für mehr Gendergerechtigkeit in Hollywood nutzten. Toms Fazit: Es ist kaum etwas Spannendes passiert, wofür sich das Aufbleiben gelohnt hätte. Wir blicken zurück auf die "Boring Globes 2019" und untersuchen, woran es gelegen haben könnte.
"Liebe Hollywoodstars, ihr vermittelt den Eindruck reicher, zufriedener, satter Säcke. Und damit könnten dann die Hashtags #MeToo und #TimesUp eigentlich wieder gelöscht werden – wenn ihr sowieso nichts mehr zu sagen habt und alles supi ist."
Ben is back
Neu im Kino ist diese Woche zum einen das sehr starke Drogen-Drama "Ben is Back" mit Julia Roberts und Lucas Hedges als Mutter-Drogensohn-Gespann. Der jugendliche Ben kommt an Weihnachten unerwartet aus seiner Entzugsklinik nach Hause, weil er zum Fest dort nicht alleine sein will. Die ganze Familie ist skeptisch, denn Ben ist schon oft rückfällig geworden. Aber vor allem seine Mutter will ihm wenigstens 24 Stunden Weihnachten zu Hause gönnen.
"'Ben is back' ist der erste richtig gute Film im jungen Kinojahr 2019. Und dieses fette Schulterklopfen dürfen wir zu 90 Prozent auf den Schultern von Julia Roberts und Lucas Hedges verteilen."
Robin Hood
Außerdem startet "Robin Hood" neu bei uns - zum ersten Mal in der Version eines lupenreinen Actionfilms: Taron Eggerton verschießt als berühmter Rächer der Armen im Zeitlupensprung gleich drei Pfeile auf einmal in vier unterschiedliche Richtungen, angeleitet vom arabischen Spitzen-Kämpfer Little John (Jamie Foxx). Beide haben Grund für Rache am Sheriff von Nottingham (Ben Mendelsohn), der hier dieses Mal vor allem für fiese Korruption und Betrug am Bürger steht. Eine Mischung aus "Die Hard" und "Assassin's Creed" im englischen Mittelalter-Setting - ein völlig neuer Genre-Ansatz also und mit den bisherigen Filmklassikern nicht zu vergleichen.
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