Reportage "Danke. Ciao!" über AlkoholsuchtDeutscher Radiopreis 2016 für die "Beste Reportage" geht an Dominik Schottner
DRadio-Wissen-Autor Dominik Schottner hat für seine Reportage "Danke. Ciao!" den Radiopreis für die "Beste Reportage" gewonnen.
"Dominik Schottners Reportage besticht vor allem durch eine außergewöhnlich persönliche Sprache und Sprechweise - ein großartiges Hörerlebnis und Erzählradio im allerbesten Sinne." Begründet die Jury die Verleihung des Deutschen Radiopreises für die "Beste Reportage" an Dominik Schottern.
Dominik Schottner dankt der Jury
"Vielen Dank an die Jury, die den Mut hatte, das Tabuthema, das es immer noch ist, anzugehen und einen Beitrag darüber auszuzeichnen. Vielen Dank meinen Protagonistinnen, meine Mutter, die zweite Frau meines Vaters, die in einer Weise ihre Herzen geöffnet haben, die ich nicht für möglich gehalten hatte. Tausend Dank meiner Freundin, die mich immer wieder angetrieben hat, auch weil sie das Schicksal aus ihrer Familie selber kennt, meinem Redakteur, Wolfgang Schiller, der eine fabelhafte, behutsame, trotzdem strenge Redaktion gemacht hat, ohne die der Text nie zu diesem Stück geworden wäre, der Technik: Stefanie Brück und Norman Wollmacher, die das ganze zum Klingen gebracht haben, und zuletzt den Hörerinnen und Hörern, die mir bis heute Mails schreiben und deswegen zeigen, es ist eben kein Einzelfall, sondern es ist schlimmer Alltag."
"Passen Sie auf sich auf und passen Sie auf Ihre Lieben auf, bevor es zu spät ist!"
Im Dezember 2014 ist Dominiks Vater im Alter von 62 Jahren gestorben - eines natürlichen Todes, wie es auf dem Totenschein steht. Ein Jahr zuvor starb der Vater seiner Freundin. Beide Todesfälle sind alles andere als natürlich.
"Im Jahr vor dem Tod meines Vaters ist der Vater meiner Freundin gestorben - auch Alkoholiker. Er hat übrigens denselben Schnaps getrunken wie mein Vater. Er hat sich auch zu Tode getrunken."
Dominik beginnt zu recherchieren: In demselben Jahr sind 74.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums gestorben. Eigentlich wollte Dominik als Journalist nie über Persönliches berichten. Aber der Fall seines Vaters steht beispielhaft für viele ähnliche Alkoholiker-Schicksale.
"Über den Alkoholtod des eigenen Vaters zu berichten, war schon eine Überwindung."
Warum sein Vater alkoholkrank wurde, lässt sich für Dominik nicht aufklären. Er vermutet, dass der einst erfolgreiche Vater, studierter Volkswirt, der ein gefragter Marktforscher war, den plötzlichen Karriereknick nicht überwunden hat. Raus aus dem erfolgreichen Berufsalltag und rein in die Rolle des Hausmanns, zuständig für Putzen, Waschen und Kindererziehung.
Tabuthema Alkoholsucht
Die Krankheit beginnt schleichend, von der Familie spät erkannt. Ein Tabuthema wie in vielen anderen Familien auch. Damit bricht Dominik, wenigstens nach dem Tod seines Vaters und berichtet über sein Schicksal - in der Radioreportage "Danke. Ciao!" für die DRadio-Wissen-Sendung Einhundert und in einem Buch.
"Ich habe mich seit knapp zwei Jahren mit nichts anderem als Alkoholismus und Tod beschäftigt. Da wurde dann das gemütliche Feierabendbier immer schwieriger."
Das Feedback zu seiner Reportage hat Dominik im Nachhinein bestätigt: Viele Hörerinnen und Hörer haben ihm gemailt und erzählt, was in ihren Familien schiefläuft. Die Geschichte seines Vaters ist kein Einzelschicksal, es zeigt die Alltäglichkeit der Krankheit Alkoholismus.
Die Reportage "Danke. Ciao!" von Dominik Schottner ist als "Beste Reportage" für den Deutschen Radiopreis ausgezeichnet.
Dominik Schottner wurde 1981 in München geboren und studierte Politikwissenschaft, Journalistik und Sportwissenschaften in Leipzig und München. Er volontierte bei der taz und schrieb unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und die Süddeutsche Zeitung. Seit 2009 ist er Autor, Redakteur und Moderator bei DRadio Wissen und Deutschlandradio Kultur.