Deutscher HerbstDie Entführung der "Landshut" 1977
Im Jahr 1977 überfallen RAF-Terroristen Banken, sie entführen Politiker und verüben Mordanschläge. Im Oktober 1977 entführt ein Terrorkommando die Lufthansa-Maschine "Landshut", um RAF-Mitglieder aus dem Gefängnis frei zu pressen. Die Ereignisse gehen als "Deutscher Herbst" in die Geschichte ein.
Im Jahr 1977 läuten in der Bundesrepublik die Alarmglocken: Die Rote-Armee-Fraktion (RAF), eine zu allem entschlossene, schwer bewaffnete linksextreme Terrorgruppe, ruft zum Sturz des Systems und zur Befreiung inhaftierter "Genossen" auf. Im April 1977 werden Generalbundesanwalt Siegfried Buback und zwei seiner Begleiter in ihrem Auto erschossen, zwei Monate später erleidet der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, das gleiche Schicksal. Ein dritter Anschlag ereignet sich am 5. September 1977 in einem Stadtteil von Köln.
Entführungen, Mord und Krisenstab
Bei der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer sterben sein Fahrer und drei Polizisten. Hanns-Martin Schleyer wird in wechselnde Verstecke gebracht, die Entführer verlangen von der Bundesregierung die Freilassung der verurteilten RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan Carl Raspe und Irmgard Möller.
Als der Krisenstab der Bonner Regierung wissen lässt, dass ein Austausch nicht in Frage kommt, erhöhen die Entführer den Druck auf Bundeskanzler Helmut Schmidt. Ein palästinensisches Terrorkommando kidnappt am 13. Oktober 1977 die Lufthansa-Maschine "Landshut" auf dem Flug von Palma de Mallorca nach Frankfurt.
Einsatz der GSG 9 in Mogadischu
Es beginnt eine Odyssee des Flugzeugs, die schließlich in der somalischen Hauptstadt Mogadischu endet. Die Passagiere haben fünf Tage im Inneren der Maschine zugebracht. Katastrophale hygienische Zustände, tropische Hitze in der Maschine und zunehmend aggressiv werdende Entführer haben die Menschen zermürbt. Eine Maschine der GSG 9 ist der entführten Maschine gefolgt und kann in einer nächtlichen Aktion die Passagiere befreien. Als der Deutschlandfunk die Nachricht von der Geiselbefreiung am Morgen des 18. Oktober 1977 verkündet, nehmen sich in Stuttgart Stammheim einsitzende RAF-Gefangene das Leben.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Diana Müll saß im Oktober 1977 in der entführten Maschine und berichtet von ihren Ängsten in den fünf Tagen.
- Der Journalist Kurt Oesterle hat ein Buch über den Vollzugsbeamten in Stuttgart Stammheim, Horst Bubeck, geschrieben und schildert dessen Sichtweise.
- Der Autor und Rechtsanwalt Butz Peters erläutert den Anfang vom Ende des Terrors in Deutschland.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld beschreibt die Situation in der Bundesrepublik, während der Zeit der Suche nach dem entführten Hanns-Martin Schleyer.
- Deutschlandfunk Nova-Reporterin Christine Werner erinnert an die Befreiung der Geiseln auf dem Flughafen in Mogadischu.