34 Jahre Deutsche EinheitBekommt der Osten zu viel Aufmerksamkeit?
Deutschland ist seit über dreißig Jahren wiedervereinigt. Trotzdem wird der Osten noch immer besonders behandelt. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, SPD-Politiker Carsten Schneider, sagt: zu Recht.
Pünktlich zum "Tag der Deutschen Einheit" am 3. Oktober wird jedes Jahr aufs Neue darüber diskutiert: Wie steht es denn eigentlich um die Einheit, die unser Nationalfeiertag im Namen trägt? Die Frage wird auch deshalb gestellt, weil den ostdeutschen Bundesländern nach wie vor eine Sonderrolle zuteil wird: So gibt es beispielsweise noch immer den "Soli" und auch einen extra Ostbeauftragten der Bundesregierung: Momentan ist das der SPD-Politiker Carsten Schneider.
Die Meinung, die ostdeutschen Bundesländer bekämen zu viel Aufmerksamkeit, teilt er nicht. Er findet es richtig, dass es diesen besonderen Blick auf den Osten gibt. Denn er sieht ihn noch immer benachteiligt – vor allem bei der Verteilung von Spitzenpositionen.
Ostdeutsche deutlich seltener in Spitzenpositionen
Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl in den ostdeutschen Bundesländern – die etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland ausmacht – sind dem Ostbeauftragen zufolge zu wenig Menschen in Spitzenpositionen: "Im Wirtschaftsbereich sind es nur vier Prozent, bei den Medien nur acht Prozent." Für Schneider ist das ungerecht.
Schneider: Ost- und Westdeutschland sind ähnlicher als häufig dargestellt
Gleichzeitig findet der SPD-Politiker, dass sich Ost- und Westdeutschland ähnlicher sind als häufig dargestellt. Für ihn gibt es beispielsweise größere Unterschiede zwischen Stadt und Land als zwischen Ost und West. Der Großteil der Regionen in Ostdeutschland sei eher kleinstädtisch geprägt. Er sieht deshalb bei manchen politischen Punkten eine Verzerrung. Großstädte wie Köln und Leipzig hätten viele Gemeinsamkeiten. Genauso gebe es auch Ähnlichkeiten zwischen den Menschen im Bergischen Land und denen im Erzgebirge.
"Ich glaube, dass es große Ähnlichkeiten zwischen Leipzig und Köln gibt, wie die Bevölkerung so drauf ist."
Generell findet Schneider, es sollte eine noch größere "Akzeptanz der Unterschiedlichkeiten" geben. Für ihn ist in dem Punkt in den letzten Jahrzehnten aber schon deutlich aufgeholt worden.
Lobend hebt Schneider außerdem die Rolle des Ostens beim Ausbau der erneuerbaren Energien hervor: 28 Prozent davon werden nach seinen Worten in Ostdeutschland hergestellt.
Wann es seinen Job als Ostbeauftragten nicht mehr geben wird beziehungsweise nicht mehr geben muss – was er begrüßen würde – kann und möchte Schneider im Gespräch mit Deutschlandfunk Nova nicht konkret sagen. Nur so viel: Es gehe "in die Schlusskurve". Am Ende sei dies aber eine politische Entscheidung.