Serien synchronisierenSynchronbranche: Qualität leidet unter dem Serienboom
Immer mehr Serien werden von den Streamingdiensten ausgespuckt, die alle synchronisiert werden müssen. Das ist aber nicht nur positiv: Für die Synchronstudios und Sprecher bedeutet das sehr hohen Zeitdruck. Wir merken das spätestens an der schlechten Synchronfassung.
Die Synchronbranche in Deutschland hat einiges zu tun. Laut Statista schauen sich 60 Prozent der deutschen Streamingnutzer die Serien in der synchronisierten Version an.
Dieser Trend gilt aber nicht nur für Deutschland, sondern ist laut Rainer Ludwig gerade weltweit zu beobachten. Er ist Geschäftsführer des Synchronstudios FFS I Film- & Fernseh-Synchron GmbH, die für die Synchronisiation der Serie Game of Thrones zuständig war.
"Heute haben wir einen weltweiten Boom, weil man erkannt hat, die Synchronisation ist wohl doch die beste Möglichkeit, eine ausländische Fassung dem Zuseher nahezubringen."
Früher wären Synchronfassungen vor allem in Frankreich, Italien, Deutschland und Spanien nachgefragt gewesen, sagt Rainer Ludwig. Aber auch in anderen Ländern würden inzwischen Zuschauende lieber synchronisierte Serien schauen - es ist entspannter und einfacher. Weil aber die Serienbranche boomt, ist auch die Schlagzahl in der Synchronbranche gewachsen. Leider gehe das aber auf die Qualität.
Knappe Produktionszeit und zu wenige Sprecher
Der Grund dafür: Die Branche steht unter einem großen Druck, sehr viele Serien so schnell wie möglich zu synchronisieren. Häufig fehlten aber genügend gute Sprecher und Sprecherinnen. Oft sei die Produktionszeit auch sehr knapp bemessen, wie der Synchronsprecher Till Völger erzählt.
"Es wird viel mehr produziert. Das aber auch in einem sehr hohen Tempo. Die Produktionszeiten werden immer kürzer. Der Druck wird immer größer. Da leidet dann natürlich teilweise auch die Qualität darunter, ganz klar."
Auch er schaue sich grundsätzlich Serien gerne auf Deutsch an. Bei einigen schalte er aber schnell wieder weg, weil die Sprecher und die Synchronisation keine gute Qualität haben.
Sprecher gebe es in Deutschland genügend, aber nicht ausreichend gute Sprecher und Sprecherinnen. Die wenigen Guten seien ständig ausgebucht. Deswegen sei in manchen Serien auch die gleiche Stimme in den unterschiedlichsten Rollen zu hören.
Serien, die von weniger versierten Sprechern synchronisiert werden, höre und sehe man das schnell an: Die Stimmen würden hölzern klingen und seien nicht synchron. Insgesamt wirke das nicht authentisch.
Straffer Zeitplan
Der Idealfall für eine Produktion sei laut Rainer Ludwig, wenn alle Folgen einer Staffel auf einmal geliefert würden. Dann könnten der Zeitplan und die Sprecher für eine Produktion in Ruhe geplant werden. Doch das sei kaum noch der Fall. Dadurch, dass die meisten Serien gleichzeitig in mehreren Ländern und Sprachen erscheinen würden, müsse alles unter Zeitdruck pünktlich zum Sendetermin geliefert werden, erklärt Rainer Ludwig.
"Die meisten Serien starten mittlerweile zeitgleich in mehreren Ländern und Sprachen. Dann muss auch die entsprechende Synchronfassung da sein."
Das hat zur Folge, dass die Synchronstudios manchmal auch unfertige Folgen bekommen, mit denen sie arbeiten müssen. Die Streamingplattformen scheinen nicht so viel Wert auf Qualität zu legen. Bevor sie ihre eigenen Zeitpläne umschmeißen, nähmen sie lieber eine schlechte Synchronisation in Kauf, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Simone Schlosser.
Angst vor Piraterie
Und noch ein weiterer Aspekt ist für eine schlechte Synchro-Qualität verantwortlich: Die Angst vor Raubkopien. Deshalb seien viele Serien mit so vielen Wasserzeichen oder Firmenlogos überdeckt, dass es den Sprechern schwer falle, die Lippen überhaupt richtig lesen zu können, sagt Rainer Ludwig.