Muslima Shafkat Naz Khan:"Warum trägst du ein Kopftuch?" fragen viele Nicht-Muslime
Shafkat Naz Khan ist Deutsche und Muslima. Weil die Kopftuchdebatte wieder aufflammt, macht sie bei der Kampagne "Ich bin eine Muslima – Haben Sie Fragen?" mit. Die muslimischen Frauen wollen aufklären und ins Gespräch kommen, mit Vorurteilen und Klischees aufräumen und vor allem: einen Beitrag zum gesellschaftlichen Frieden in Deutschland leisten.
Shafkat Naz Khan hat sich mit sieben anderen Muslimas in die Kölner Innenstadt gestellt. Der Info-Tisch war mit Plakaten und Info-Broschüren bestückt. Die Menschen seien sehr schnell auf die Frauen zugekommen und hätten die Gelegenheit genutzt, Fragen zu stellen, weil sie in ihrem Umfeld keinen Kontakt zu Muslimen hätten. Zu 95 Prozent seien die Gespräche sehr positiv verlaufen, berichtet Shafkat von der Kampagne. Selbst konnte sie mit 30 Personen sprechen.
"Was immer wieder gefragt wurde: Warum trägst du Kopftuch?"
Auf die Frage, warum Shafkat Kopftuch trägt, antwortet sie, dass es sich dabei nicht um ein politisches Statement handelt, sondern ein religiöses Symbol und ein Teil ihrer Identität. Durch das Tragen des Kopftuches wehrt sich Shafkat, auf ihr Äußeres reduziert zu werden.
"Das Kopftuch hilft mir dabei, mich auf meine inneren Werte zu fokussieren. Es ist ein Ausdruck von Freiheit und Emanzipation."
Überraschend war für die Passanten wohl, dass gerade das Kopftuch für Shafkat ein Ausdruck von Freiheit und Emanzipation ist. Damit wehrt sie sich gegen gesellschaftliche Zwänge. "Die Leute waren erstaunt, dass man das Kopftuch auch aus der Perspektive betrachten kann", berichtet Shafkat über die Reaktionen der Menschen.
Kampagne ist eine Antwort auf die Kopftuchdebatte
Weil in Nordrhein-Westfalen über ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren diskutiert wird, ist Shafkat von den Menschen gefragt worden, was sie von Verboten hält.
"Ich finde Verbote nicht gut. Es kommt dann zu einer Gegenbewegung. Die Mädchen fühlen sich nicht verstanden, die freiwillig Kopftuch tragen."
Shafkat hält ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren nicht für richtig. Zwar gebe es Mädchen, die das Kopftuch nicht freiwillig tragen würden, aber auch viele die es freiwillig tun. Die Mädchen, die gerne das Kopftuch tragen würden, könnten sich dann bestraft fühlen. Shafkat hält es für besser, in dem Fall in der islamischen Community aufzuklären, statt einfach das Kopftuch für Mädchen zu verbieten.
Vorurteile und Nichtwissen bei Nicht-Muslimen wie Muslimen
Viele der Passanten seien davon ausgegangen, dass muslimische Frauen zwangsverheiratet werden und dass sie nicht den Partner wählen dürfen, berichtet Shafkat. Sie hat darüber aufgeklärt, dass genau das im Islam verboten ist. "Ein muslimischer Mann und eine muslimische Frau haben das Recht, über ihren Partner selbst zu entscheiden", stellt Shafkat klar. Da, wo es Zwangsheirat gibt, sei das kulturell bedingt und es fehle häufig an Bildung und auch religiöser Bildung. Hier sieht Shafkat die islamische Community in der Pflicht, die muslimischen Mädchen und Jungen über die Rechte aufzuklären, die sie im Islam haben.
In ganz wenigen Fällen haben die Menschen nicht positiv auf Shafkat reagiert, sie seien aber nicht lautstark geworden, sondern hätten einfach ihr Statement "Das Kopftuch gehört nicht zu Deutschland" abgesetzt und wären ohne Gespräch weitergezogen. Shafkat betont im Gespräch aber mehrmals, dass keine der Frauen beschimpft oder beleidigt wurde.
Die Kampagne "Ich bin eine Muslima – Haben Sie Fragen?" wird von der Frauenorganisation der Ahmadiyya Muslim Jamaat organisiert. In ihr sind über 18.000 Frauen und Mädchen Mitglieder und sie gehört somit zu den größten muslimischen Frauenorganisationen in Deutschland.
"Für uns war es wichtig, dass wir uns für Deutschland stark machen."
Die Frauen, die sich in Köln, Hannover, Hamburg und Frankfurt auf die Straße gestellt haben, wollen einen "Beitrag zum gesellschaftlichen Frieden" leisten. Für Shafkat ist wichtig, dass die unterschiedlichen Positionen in einen Dialog miteinander treten, dass die Menschen sich austauschen. Weil: "Erst dann können Vorurteile entkräftet werden", sagt Shafkat. Und viele Menschen waren dazu bereit, sagt Shafkat, sie hätten sich getraut, seien auf sie zugekommen und hätten ihre Fragen gestellt.
Weil die Resonanz auf die Kampagne sehr positiv ist, soll sie auch in weitere Städten durchgeführt werden.
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