Statt FriedensvertragDer Zwei-plus-Vier-Vertrag
Ohne Zustimmung der alliierten Siegermächte wäre eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten nach dem Mauerfall nicht möglich gewesen. Doch die Alliierten wollten mehr als einen Friedensvertrag mit dem wiedervereinigten Deutschland, sie wollten eine neue Friedensordnung in Europa etablieren.
Eine gemeinsame Tagung von Nato und Warschauer Pakt im Februar 1990 im kanadischen Ottawa: Es treffen sich die Außenminister der beiden deutschen Staaten, Hans-Dietrich Genscher (Bundesrepublik) und Markus Meckel (DDR), sowie der vier alliierten Siegermächte des Zweiten Weltkriegs, James Baker (USA), Eduard Schewardnadse (UdSSR), Roland Dumas (Frankreich) und Douglas Hurd (Großbritannien). Die Politiker beschließen, Verhandlungen über die außenpolitischen Aspekte der deutschen Wiedervereinigung aufzunehmen.
"Wenn man einen Friedensvertrag hätte formell machen wollen, dann hätte man mit allen ehemaligen Kriegsgegnern verhandeln müssen. Das ist eine riesige Zahl. Das wäre praktisch gar nicht sinnvoll und möglich gewesen."
Es folgen vier Verhandlungsrunden, in denen es um die Zugehörigkeit des vereinigten Deutschland zur Nato, um die Stärke der Bundeswehr, die Anerkennung der Grenzen und den Abzug der sowjetischen Truppen aus der ehemaligen DDR ging.
Weltdokument
Am 12. September 1990 wird in Moskau ein Vertrag unterzeichnet, der anstelle eines Friedensvertrages feststellt, dass die Bundesrepublik 45 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ihre volle staatliche Souveränität erhält. Der Zwei-plus-Vier-Vertrag wird 2011 in das UNESCO-Programm "Memory of the World" aufgenommen, er zählt seitdem zum "Weltdokumentenerbe".
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Markus Meckel, damaliger Außenminister der DDR, über die Verhandlungen zum Zwei-plus-Vier-Vertrag.
- Günter Hellmann über den Inhalt und die Konsequenzen des Vertrags.
- Wolf Heintschel von Heinegg über die juristische Frage, ob immer noch berechtigte Reparationsforderungen aus dem Zweiten Weltkrieg gegenüber der Bundesrepublik bestehen.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld über die Akteure der Verhandlungen zum Zwei-plus-Vier-Vertrag.