Deutsche BischofskonferenzKatholische Kirche: Keine offenen Debatten erwünscht
Die Deutsche Bischofskonferenz, Führungsgremium der katholischen Kirche in Deutschland, tagt ab Montag (11.03.) in Lingen. Die großen Themen werden die Fälle von sexuellem Missbrauch, der Zölibat und die Rolle der Frau sein. Die Bischöfe sind sich aber uneinig, sagt die Journalistin Christiane Florin.
Opfer von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche haben von der Frühjahrstagung der Deutschen Bischofskonferenz konkrete Beschlüsse zur Aufarbeitung gefordert. Es brauche klare Schritte hin zu einer unabhängigen Aufarbeitung in den Bistümern und einer angemessenen Entschädigung für die Opfer, verlangte der deutsche Opferschutzverband Eckiger Tisch am Montag.
Studie zu sexuellem Missbrauch
Die katholische Kirche in Deutschland hatte im vergangenen Jahr eine umfassende Studie zu den Missbrauchsfällen vorgelegt. Die Studie umfasst den Zeitraum 1946 bis 2015. Ergebnis: 1.670 Kleriker wurden des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Insgesamt sollen im untersuchten Zeitraum 3.677 Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht worden sein.
Es geht jetzt in Lingen eigentlich um alles oder nichts, sagt Christiane Florin aus der Deutschlandfunk-Redaktion "Religion und Gesellschaft". Es werde in diesen Tagen darum gehen, welche Konsequenzen aus der Studie zum sexuellen Missbrauch gezogen werden, und ob die Bischöfe auch Grundsätzliches wie den Zölibat besprechen. Ein großes Thema sei auch die Frage, welche Rolle Frauen in Leitungspositionen der katholischen Kirche einnehmen werden, sagt Christiane Florin.
Verschiedene Lager
Peter Kohlgraf, Bischof in Mainz, forderte schon vor dem Treffen, dass es eine Synode geben soll - also ein Treffen von Geistlichen und Gläubigen - bei dem Themen wie Missbrauch, Homosexualität und der Zölibat offen besprochen werden sollen. Dieser Vorschlag finde unter den Bischöfen aber wenig Anklang, so Christiane Florin. Die Bischöfe seien sich im Moment generell sehr uneinig.
"Es ist nicht nur so, dass es Meinungsverschiedenheiten gibt. Es gibt eine Polarisierung."
Das Thema Missbrauch betreffe viele Bereiche in der Kirche und werfe viele Fragen auf: Wie muss ein Priester leben? Welche Rolle hat die Frau? Man müsse bedenken, dass es nach wie vor Frauenverachtung in der Kirche gebe, sagt Christiane Florin. Es sei für die Kirche aber sehr schwierig, Dinge zu verändern, die sich so lange etabliert hätten. Eine Veränderung sei von außen betrachtet auch manchmal nicht zu erkennen.
"Von außen betrachtet, sieht das immer aus, als gibt es gar keinen Schritt nach vorne."
Ein großes Manko sei aber jetzt, dass die Betroffenen bei dem Treffen der Bischöfe außen vor blieben. Man wolle auch keinen Streit austragen, sagt Christiane Florin. Debatten, wie es sie mit den Betroffeneninitiativen geben könnte, würde die katholische Kirche als Fehler und Versagen betrachten.
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