Deutsche BahnServicewüste an kleinen Bahnhöfen

Die Gegenwart auf deutschen Bahnhöfen ist menschenleer: An 92 Prozent gibt es kein Servicepersonal. Das geht aus einer Anfrage der Linken an das Bundesverkehrsministerium hervor. An etwa 5200 Bahnhöfen beantwortet also niemand den Fahrgästen persönlich, wann der nächste Zug fährt, oder kann einem Rollstuhlfahrer helfen.

Die Deutsche Bahn sagt dazu, dass seit zehn Jahren ungefähr gleich viele Personen für den Service eingesetzt werden, also rund 3000 Personen. Sie arbeiten an größeren Bahnhöfen oder werden bei Großereignissen eingesetzt.

App statt Mitarbeiter

Zudem verweist die Bahn auf Anzeigetafeln, Aushänge und das digitale Angebot - also App oder Webseiten. Sie können uns Kunden helfen, wenn wir nach Abfahrtszeiten oder Verbindungen suchen, wie unsere Reporterin Lidia Polito berichtet.

"Es nützt uns als Kunden nichts, wenn viel Geld ausgegeben wird, damit an jedem der 6000 Bahnhöfe Personal steht und das Geld nachher fehlt für die Zugleistung. Da ist der Halb-Stunden-Takt wichtiger als das Personal."
Karl-Peter Naumann, Sprecher des Fahrtgastverbandes Pro Bahn

Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband "Pro Bahn" findet es weniger schlimm, wenn nicht an jedem Bahnhof Bahnpersonal steht. Natürlich müssten wir Kunden Servicestellen der Bahn erreichen können - etwa übers Internet. Viel wichtiger findet er aber, dass das Angebot der Bahn insgesamt stimmt, die Züge regelmäßig fahren und Bahnhöfe nicht verwaisen. Den Bahnhof lebendiger zu machen - also etwa mit Cafés - das sei Aufgabe der Kommunen.

"An vielen Bahnhöfen gibt es ja schon automatische Informationssäulen, die einem Fahrtzeiten sagen."
Lidia Polito, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Technologie kann also persönlichen Service ersetzen, jedenfalls zum Teil. Ein Beispiel: Die Informationssäulen, die es an vielen Bahnhöfen gibt.

"Im Juni hat die Bahn außerdem den Service Roboter "Semmi" vorgestellt. Er soll Fragen aller Art beantworten, in verschiedenen Sprachen", wie unsere Reporterin erläutert. Bei der Präsentation des Roboters lief allerdings nicht alles rund: Semmi funktionierte nicht. Offenbar war das WLAN im Berliner Bahnhof zu schwach.

Bis zum selbstfahrenden Zug wird es noch dauern

Noch ist die Technik jedoch nicht ganz so weit, dass sie Menschen überflüssig macht. Auch nicht im Zugverkehr. Der selbstfahrende Zug wird noch eine Weile auf sich warten lassen. An der Technologie wird aber gearbeitet, sagt unsere Reporterin. "In Nürnberg zum Beispiel fährt die U3 schon seit 2008 ohne Lokführer." An Flughäfen wie München und Frankfurt fahren die Shuttle zwischen den Terminals ebenfalls ohne Personal hin und her. Frankreich will 2023 erste Protoypen für selbstfahrende Personen- und Güterzüge bauen.