KlimawandelDer Winter war zu warm – das hat Folgen für die Natur
Nach einem vergleichsweise milden Winter ist heute Frühlingsbeginn. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat Bilanz für den Winter gezogen und kommt zu dem Fazit, dass es der elfte warme in Folge ist.
Mit durchschnittlich 3,3 Grad war der Winter etwa 3 Grad wärmer als die Referenzperiode zwischen 1961 und 1990. 200 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fielen im Dezember, Januar und Februar bei gleichzeitig 165 Sonnenstunden. Damit war der Winter überdurchschnittlich nass und sonnig.
Meteorologin: Jahreszeiten verändern sich
Meteorologin Michaela Koschak erklärt in der ARD, dass sich durch den Klimawandel der Winter verkürzt. "Studien haben herausgefunden, dass der Winter um 16 Tage verkürzt ist – im Vergleich mit der Zeit 1961 bis 1990. Schon im Februar beginnt der Vorfrühling. Das sieht man an den Frühblühern", sagt sie. Der Sommer beginne in manchen Jahren schon Mitte Mai – obwohl dann eigentlich noch das Frühlingsgefühl herrsche. Der Herbst ende zwar normal, aber der Winter ist inzwischen viel kürzer. Und das ändere sich durch den Klimawandel weiter.
"Das, was wir in diesem und in den letzten Jahren erlebt haben, wird das neue Normal."
Dass sich das Wetter langfristig ändern wird, steht fest, erklärt Sebastian Sonntag aus der Deutschlandfunk-Nova-Redaktion. Ob es deswegen in Zukunft regelmäßig Hochwasser und Orkane geben wird, lässt sich noch nicht voraussagen.
Michaela Koschak geht eher davon aus, dass die Stürme in Zukunft weniger werden. Die Erklärung dafür: Der Nordpol erwärmt sich schneller als der Rest der Welt. Und Wind entsteht normalerweise durch Temperaturunterschiede. Wenn die Luft im Norden aber wärmer ist, dürfte es demnach weniger Winterstürme geben, sagt sie.
"Der Nordpol erwärmt sich ja deutlich schneller als der Rest der Welt. Wind entsteht durch Temperaturunterschiede. Wenn es im Norden gar nicht mehr so kalt ist, gibt es eigentlich weniger Winterstürme."
Dass man Stürme wie in den vergangenen Wochen in Zukunft ganz ausschließen kann, heißt die Erklärung der Meteorologin allerdings nicht. Sie sagt, dass es im Sommer mehr Gewitter geben wird. Damit kommt es zunehmend zu starken regionalen Windböen.
Der Winter fällt in Zukunft deswegen aber nicht aus. Es kann durchaus mal knackig kalt werden und zu heftigen Schneefällen kommen, sagt Sebastian Sonntag.
Jungtriebe der Pflanzen können durch späten Frost absterben
Für die Natur bedeutet das, dass sich der Jahresrhythmus der Pflanzen ändert. Teilweise kann man das jetzt schon beobachten. Vielleicht habt auch ihr schon Anfang Januar erste Schneeglöckchen entdeckt? Normalerweise blühen die erst Ende Januar – und bleiben uns bis spätestens April erhalten.
Sebastian Sonntag berichtet, dass Frühblüher bis zu vier Wochen eher blühen. Das bedeutet natürlich, dass sie ihre Blüten früher im Jahr verlieren. "Wenn die im Januar blühen, könnte es passieren, dass noch mal Frost kommt. Und dann könnten die Jungtriebe absterben. Bei heimischen Frühblühern ist das nicht so das Problem, weil die in der Regel zweimal austreiben", sagt er
"Wenn Obstbäume zu früh austreiben und es dann noch einmal Frost gibt, kann es Ernteverluste geben."
Zu früh austreibende Obstbäumen könnten Probleme bekommen, wenn es dann noch einmal Frost gibt, sagt Reporter Sebastian Sontag. Denn das könne Ernteverluste zur Folge haben. Der Klimawandel wirkt sich langfristig auch auf Tiere aus. Zecken, Blatt- und Schildläuse freuen sich über milde Winter. Hingegen haben Stechmücken ohne kalte Winter Probleme. Sie werden häufig von Bakterien und Pilzen befallen. "Das heißt, es überleben weniger Mücken", sagt Sebastian.
Bienen und Hummeln verhungern
Auch wenn ein Sommer mit weniger Mückenstichen zunächst einmal verlockend klingt, ist es langfristig ein Problem. Mücken sind beispielsweise für Vögel eine wichtige Nahrungsquelle. Außerdem bestäuben Mücken auch Pflanzen. Auch Bienen und Hummeln können verhungern, wenn der Frühling zu früh beginnt
Mildere Winter sind für heimische Vogel und Zugvögel zunächst kein Problem, solange es genug Nahrung gibt. Und Zugvögel ziehen deswegen später Richtung Süden. Das ist teilweise schon jetzt zu beobachten. Expertinnen und Experten gehen bei milderen Wintern von keinen größeren Problemen für die Tier- und Pflanzenwelt aus. Allerdings beschleunigt die allgemeine Erderwärmung durch den Klimawandel das derzeitige Artensterben.