Chat-App TelegramTerror-Telegramm
Kommunikation über die Chat-App Telegram soll sicherer als über WhatsApp sein. Das weiß auch die Terrororganisation IS zu schätzen.
In den vergangenen zwei Wochen ist etwas Erstaunliches passiert: Terroristen und Sympathisanten des IS sammeln sich in diversen Gruppen bei der Chat-App Telegram. In einer Woche konnte der IS-Propaganda-Kanal auf Telegram die Zahl seiner Follower verdoppeln. Es sollen mittlerweile mehr als 9000 sein.
Der Hintergrund: Telegram will, wie die Konkurrenzprodukte, auch für Medien zur Verbreitung von Nachrichten interessant werden. Bei WhatsApp kann man sich schon seit einiger Zeit Nachrichten von News-Seiten aufs Handy schicken lassen. Telegram hat diese Funktion Ende September eingeführt. Seitdem gibt es sogenannte Broadcasting-Channels. Die können für eine unbegrenzte Zahl von Mitgliedern konfiguriert werden - und über eine permanente URL öffentlich gemacht werden. Und genau das ist auch für Terrorgruppen interessant.
Wie es aussieht, ist Telegram für Terroristen besonders gut geeignet. Experten haben das Start-up aus Berlin schon oft für seine Verschlüsselung gelobt. Auffallend ist auch, dass der Dienst deutlich an Popularität bei Extremisten gewonnen hat, nachdem sich der FBI-Direktor im Fernsehen besorgt über die sichere Kommunikation via Telegram geäußert hat.
"Der IS verbreitet über Telegram wohl vor allem brutale Fotos und Videos und Statusupdates über Erfolge im sogenannten 'Eroberungsfeldzug'."
Was genau die Geheimdienste überwachen können und wovor sie kapitulieren, ist natürlich geheim. Ein Tracking von Telegram-Usern soll allerdings grundsätzlich möglich sein. Die Kommunikation zwischen den den Terrorgruppen zu unterbinden, ist aber wohl deutlich schwerer als bei anderen Systemen.
Zurzeit gibt es einen offiziellen Propagandakanal und bis zu 50 weitere Channels, über die der IS Botschaften verbreitet. Vor allem brutale Fotos und Videos und "Updates" über Erfolge im "Eroberungsfeldzug".
Privatsphäre als oberstes Ziel
Und der IS ist nicht die einzige terroristische Gruppe, die Telegramm nutzt. Al Kaida setzt ebenfalls auf Telegram - für Propagandazwecke, aber auch für die Kommunikation mit Journalisten. Und diesen Trend dürften Äußerungen des Telegram-Gründers Pawel Durov noch einmal befeuern. Er sagte neulich erst, dass die Privatsphäre das oberste Ziel von Telegram sei - egal, welche Inhalte über die App verbreitet würden.
Telegram wird übrigens auch bei Usern immer beliebter, die nichts mit Terror am Hut haben. Durov sprach neulich auf einer Tech-Konferenz in San Francisco von zwölf Milliarden Nachrichten, die täglich ausgetauscht würden. Im Mai waren es lediglich zwei Milliarden. Die Zahl der aktiven Nutzer liegt bei 60 Millionen weltweit.