DemokratieWie gerecht Wahlen sind
Wahlen gehören zu einer Demokratie. Wir wählen diejenigen, die uns und unsere Interessen vertreten sollen. Aber funktionieren Wahlen wirklich? Sind sie gerecht? Das fragt der Politikwissenschaftler Thorsten Faas in seinem Vortrag.
In einer repräsentativen Demokratie wählen die Bürgerinnen und Bürger Menschen, die sie und ihre Interessen vertreten sollen. Doch wie können wir sicherstellen, dass die, die von uns gewählt werden, auch wirklich unsere Interessen vertreten?
"Repräsentative Demokratie ist ohne Wahlen nicht vorstellbar."
Kann zum Beispiel eine Frau die Interessen von Frauen besser vertreten als ein Mann das könnte? Und welche Rolle spielt die eigene Identität von gewählten Volksvertreter*innen? Schließlich geht es ja um inhaltliche Entscheidungen.
"Wer kann eigentlich wen in berechtigter Weise repräsentieren?"
Es gibt viele Faktoren, die dazu führen, dass auch demokratische Wahlen zu Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten führen können. Welche Faktoren das sind und was wir dagegen tun können, erzählt Thorsten Faas in seinem Vortrag. Er ist Politikwissenschaftler und Wahlforscher und lehrt an der Freien Universität Berlin.
"In letzter Konsequenz geht es darum: Was gilt in diesem Land?"
Bei Wahlen geht es darum, wer entscheidet, was getan wird und was für alle gilt. In einer Demokratie sollten also idealerweise die Interessen aller Bürgerinnen und Bürger gleich und gerecht vertreten werden. Schließlich gelten die politischen Entscheidungen dann auch für all diese Menschen.
Theorie und Praxis
In der Praxis aber werden die Interessen verschiedener Personengruppen unterschiedlich stark vertreten. Das beginnt schon damit, wer überhaupt zur Wahl geht: In Wahlkreisen mit hoher Arbeitslosigkeit ist die Wahlbeteiligung zum Beispiel niedriger als in wohlhabenden Wahlkreisen. Auch wer überhaupt gewählt wird, bildet nicht die tatsächliche Bevölkerung ab: Im Bundestag haben zum Beispiel fast alle Abgeordneten einen Hochschulabschluss.
"In der Summe sehen wir systematische Verzerrungen, die am Werk sind."
Das alles führt zu systematischen Verzerrungen, sagt Thorsten Faas. Das heißt aber nicht, dass Wahlen nicht funktionieren. Sie sind essentiell für die Demokratie, so der Politikwissenschaftler. Wir müssten allerdings ganz genau hingucken, an welchen Stellen systematische Faktoren die repräsentative Demokratie verzerren – und etwas dagegen tun.
"Die Wahl ist und bleibt das egalitärste Instrument."
Der Vortrag von Thorsten Faas hat den Titel "Was haben Wahlen mit Gleichheit und Gerechtigkeit zu tun?". Er hat ihn am 27. September 2022 in Berlin gehalten auf der Tagung "GeRECHTigkeit und FREIHEIT" der Friedrich-Ebert-Stiftung.