Demokratie-MonitoringWie es zu einem rechtspopulistischen Weltbild kommt
Ein Fünftel der Deutschen hat ein rechtspopulistisches Weltbild, so das Ergebnis des Demokratie-Monitorings der Uni Hohenheim. Wie es entsteht, erklärt Studienleiter Frank Brettschneider.
Was kennzeichnet ein populistisches Weltbild?
- Politik werde von "geheimen Mächten" gesteuert
- Bevölkerung werden von Massenmedien "systematisch belogen"
- Verwendung immer gleicher Erzähl-Elemente wie
- Es gibt einen einheitlichen "Volkswillen"
- Dieser wird von inneren und äußeren Mächten unterdrückt
- Die inneren Mächte sind politische Eliten und Massenmedien
- Zu den äußeren Mächten zählen EU, Globalisierung und Islam
- Oft werden Verschwörungserzählungen eingebaut
Dieses populistische Weltbild ist zunächst ideologiefrei, erklärt Frank Brettschneider, Kommunikationswissenschaftler an der Uni Hohenheim und Leiter des Demokratie-Monitorings. Ob es sich dabei eher um Rechts- oder Linkspopulismus handele, lasse sich daran erkennen, gegen wen sich das "Wir" richtet, oder die Menschen werden befragt, wie weit sie sich auf einem Strahl links oder rechts einordnen. Nach dieser Befragung hat sich ergeben, dass dieses Weltbild bei Menschen, die sich eher als rechts einstufen, häufiger verbreitet ist als bei Menschen mit anderen Ausrichtungen.
"Diese populistische Erzählweise ist bei den Menschen, die sich selbst als rechts einstufen, deutlich weiter verbreitet, als in allen anderen Bevölkerungsgruppen."
Wer hat ein solches Weltbild?
- Anteilsmäßig mehr Menschen mit niedriger formaler Bildung
- Es ist in Ostdeutschland etwas mehr verbreitet
- Bei 18- bis 29-Jährigen ist es eher weniger verbreitet (11 Prozent)
- Bei den 45- bis 59-Jährigen ist es am meisten verbreitet (21 Prozent)
- 79 Prozent der AfD-Anhänger haben ein solches Weltbild
Großer Vertrauensverlust in die Bundesregierung
Für die repräsentative Umfrage sind im Juli 4024 Menschen vom Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Uni Hohenheim befragt worden. Die Befragung wird seit 2021 durchgeführt. Frank Brettschneider stellt im Vergleich zu der Befragungen 2022 fest, dass die Zufriedenheit und das Vertrauen in das politische Handeln der Bundesregierung stark abgenommen haben.
Ein gewisses Misstrauen gegenüber dem Funktionieren der Demokratie oder eine Unzufriedenheit an sich seien nicht das Problem, so Frank Brettschneider. Wenn sich aber Unzufriedenheiten verfestigten, sich kaum noch aufbrechen lassen, die Wahrnehmung entsteht, eher in einer Diktatur als in einer Demokratie zu leben, werde das zum Problem für den Zusammenhalt. Denn damit das Gemeinwesen funktionieren könne, müsse schon eine Basis an Vertrauen vorhanden sein.
Das allein reiche aber noch nicht für die Entstehung eines rechtspopulistischen Weltbilds aus. Hinzu kommen große Umbrüche und Veränderungsprozesse durch Corona, den Klimawandel oder den Ukraine-Krieg und die damit verbundene Inflation. Diese Konflikte, Umbrüche und Veränderungen können leicht zur Überforderung des Einzelnen oder der Einzelnen führen. Vermeintlich einfache Antworten und Lösungen anzuhängen und sich somit ein einfaches Weltbild zurechtzulegen, scheint dann manchen eher Halt und Orientierung zu geben.
Wer genießt in der Gesellschaft am meisten Vertrauen?
- Wissenschaft
- Polizei
- Gerichte
- Gemeinderäte
- Bürgermeister*innen
Am wenigsten Vertrauen werde den politischen Parteien und Eliten entgegengebracht. Besonders deutlich ist das bei Personen mit einem rechtspopulistischen Weltbild: 90 Prozent misstrauen ihnen. "Das ist schon etwas, was zum Nachdenken anregen sollte", sagt Frank Brettschneider.