DDR-GeschichteDer 17. Juni 1953
Am 17. Juni 1953 kommt es in der DDR zum Volksaufstand. Mindestens 55 Menschen werden dabei von der Roten Armee getötet oder zum Tode verurteilt, 15.000 Bürgerinnen und Bürger der DDR werden inhaftiert.
1953 kocht der Unmut unter den Bürger*innen der DDR hoch. Die Geschichte dieses Aufstands beginnt allerdings schon viel früher: Die DDR ist abhängig von der Sowjetunion, wo Stalin mit diktatorischen Vollmachten herrscht und die DDR zu einem Abklatsch der Sowjetunion machen will. Der starke Mann der DDR wiederum ist Walter Ulbricht, ein treuer Gefolgsmann Stalins.
Im Juli 1952, bei der 2. Parteikonferenz der "Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands" (SED) verkündet Walter Ulbricht den „planmäßigen Aufbau des Sozialismus“. Sämtliche Bereiche des öffentlichen Lebens sind davon betroffen: Der Staat gibt Plan und Tempo der Wirtschaft und Gesellschaft vor.
Widerstand gegen "planmäßigen Aufbau des Sozialismus" in der DDR
Von den erlassenen Entscheidungen sind vor allem Bauern und Gewerbetreibende betroffen. Sie sollen ihre privat geführten Betriebe aufgeben und in Produktionsgenossenschaften überführen. Das sorgt nicht nur für Unmut, sondern auch dafür, dass immer mehr Menschen nach West-Berlin und weiter in die Bundesrepublik Deutschland fliehen.
"Die "Stalin-Note", mit der eine deutsche Wiedervereinigung unter sozialistischen Vorzeichen und einer gesamtdeutschen Neutralität erreicht werden soll, wird vom Westen brüsk zurückgewiesen."
Die Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten sind Anfang der 1950er Jahre ist vergiftet. Josef Stalin hatte den drei Westmächten USA, Frankreich und Großbritannien in einer Note angeboten, Verhandlungen über eine Wiedervereinigung und eine gesamtdeutschen Neutralität zu führen.
In Deutschland wird die Note von vielen als Störmanover und nicht ernst gemeint interpretiert. Der Westen weist das Angebot brüsk zurück. Damit wird klar, dass es auf Dauer zwei deutsche Staaten geben wird - die DDR im sozialistischen Osten verankert und die BRD im kapitalistischen Westen.
Volksaufstand am 17. Juni 1953
Die DDR-Regierung unterschätzt allerdings die schlechte Stimmung im Volk und will zum 60. Geburtstag von Walter Ulbricht die Arbeitsnorm erhöhen, ohne gleichzeitig den Lohn anzuheben. Das ist der Tropfen auf den heißen Stein, der einen Volksaufstand auslöst, der nur mit dem Einsatz der in der DDR stationierten Roten Armee der Sowjetunion blutig beendet werden kann.
Mindestens 55 Menschen werden getötet oder anschließend zum Tode verurteilt, 15.000 DDR-Bürgerinnen und -Bürger werden inhaftiert und teilweise zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. In der Bundesrepublik Deutschland ist der 17. Juni bis zur Wiedervereinigung 1990 als "Tag der deutschen Einheit" Nationalfeiertag.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Historiker Stefan Wolle von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erläutert das Verhalten der SED-Führung während des Volksaufstands vom 17. Juni 1953.
- Der Historiker Mike Schmeitzner vom Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung befasst sich mit dem Verhältnis der DDR zur UdSSR während des Aufstands.
- Der Historiker und Volkswirt Max Trecker vom Leibnitz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa ordnet den Volksaufstand des 17. Juni 1953 in die Reihe der Aufstände im Ostblock zwischen 1953 und 1980 ein.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt auf die Vorgeschichte des Volksaufstands.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs erinnert an den 17. Juni 1953, der nicht nur in Ost-Berlin, sondern auch in vielen anderen Städten der damaligen DDR stattgefunden hat.