DatingindustrieSingle-Trödelmarkt in China
Apps, Flirtkurse, Speed-Datings … chinesische Single-Männer investieren sehr viel Geld in die Suche nach der richtigen Ehefrau. Die Vermittlungsagenturen boomen.
In China gibt es sehr viel mehr Männer als Frauen. Das Verhältnis ist etwa 114 zu 100. 34 Millionen Männer sind "zu viel" in der Rechnung, schreibt die FAZ.
Für viele Männer ist das ein echtes Problem. Denn eine Ehefrau zu finden, wird immer schwieriger – zumal die Ansprüche gestiegen sind: Es reicht längst nicht mehr aus, gut auszusehen. Die Datingindustrie zieht Profit daraus.
"Es sind vor allem nicht verheiratete Kandidaten über 30. Da werden in China alle nervös."
Der gesellschaftliche Heiratsdruck sei in China immens: Mann und Frau sollten bis spätestens 30 heiraten - alles andere ist komisch oder gar nicht erst hinnehmbar.
Bei den Suchenden handele es sich keinesfalls um schwer Vermittelbare oder "schräge Typen", sagt Axel Dorloff. Die meisten haben einen guten Universitätsabschluss, eine Wohnung und einen Beruf.
"Keine Zeit, Frauen kennenzulernen"
"Ich mache mir ein bisschen Sorgen um meinen Sohn und möchte ihm helfen, jemanden zu finden", sagt eine Mutter, die zum "Heiratsmarkt" in den Himmelstempel-Park in Peking gekommen ist. Er sei nämlich "ein bisschen korpulenter", so wie sie selbst. Da er viel arbeite, habe er einfach nicht die Zeit, Frauen kennenzulernen.
Der "Single-Trödelmarkt" hat an diesem Tag noch etwa 70 andere besorgte Eltern angezogen, berichtet Axel Dorloff. Auf einem DIN-A-4-Zettel, den sie in eine Klarsichthülle stecken, haben sie die wichtigsten Informationen über die eigenen Sprösslinge zusammengefasst.
"Die Infozettel über die Söhne hängen einer neben dem anderen und die interessierten Eltern gehen da vorbei wie auf einem Trödelmarkt."
Es sind überwiegend Männer, die auf diese Weise angeboten werden. Es gibt aber auch die sogenannten "left-over-Frauen": hochgebildete, erfolgreiche Frauen über 30, die in Großstädten leben.
Viele der angebotenen Söhne und Töchter wüssten vermutlich gar nicht, dass ihre Eltern sie bewerben, so Axel Dorloff. Vermutlich wäre das aber sogar okay für sie, glaubt er. Denn es sei bekannt, wie kompliziert die Partnersuche in China ist: viele Erwartungen, viele Konventionen, viele Fallen, in die man tappen kann.
Folgen der Einkindpolitik
Auch die Auswirkungen der chinesischen Einkindpolitik sind spürbar. Sie hat Chinas Heiratsmarkt sozusagen aus dem Gleichgewicht gebracht. Einzelkinder tun sich oft schwer mit der Partnersuche, berichten Mitarbeiter chinesischer Datingagenturen. Sie seien häufiger verwöhnt und egoistisch.
"Die Ein-Kind-Generation ist etwas egoistisch und überheblich aufgewachsen. Sie ist es gewohnt, dass sich alles um sie dreht."
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