DatingWenn wir keine Kompromisse eingehen
Hanni will nicht mit irgendwem in einer Beziehung sein. Sie weiß genau, was sie will und steht dafür auch ein. Paartherapeutin Diana Boettcher erklärt, warum es beim Daten wichtig ist, sich seine Ansprüche und Bedürfnisse bewusst zu machen.
Er sollte selbstbewusst sein, selbstständig sein Leben organisieren und Verantwortung übernehmen können: Das sind die Eigenschaften, die sich Hanni von einem Mann wünscht. Hanni geht es darum, dass der Mann mitdenkt und sich zum Beispiel Gedanken darüber macht, was sie bei einem Date unternehmen könnten.
Dabei geht es ihr darum herauszufinden, was der Mann alles gerne für sie tun würde. Hält er ihr die Tür auf oder nicht? Das ist für Hanni zum Beispiel ein Hinweis darauf, wie umsichtig und zugewandt ihr Date ist.
"Man kann mit Humor auch alles klären. Es geht nur darum, dass ich testen kann: Denkt der Mann mit? Macht er auch Dinge für mich, die ihn nichts kosten?"
Denn: Die gleiche Aufmerksamkeit gibt Hanni auch den Männern, die sie datet. "Ich bin ein Mensch, ich denke immer an meinen Partner. Wenn ich weiß, dass morgen eine lange Reise für ihn ansteht, mache ich Essen und bereite das vor, ohne dass mich jemand bitten muss, das zu tun", sagt sie. Hanni gibt viel und erwartet dafür auch viel.
Anspruch oder Alibi?
Gewisse Ansprüche zu haben, kann uns beim Daten helfen, sagt Psychologin und Paartherapeutin Diana Boettcher. Denn Ansprüche geben uns auch eine Orientierung. "Wenn wir aber zu stark an ihnen festhalten und nicht das Gesamtbild des Menschen, den wir daten betrachten, führt das dazu, dass wir dem anderen keine Chance geben", erklärt sie.
"An sich sind die Ansprüche gar nicht so schlecht. Aber wenn wir zu stark an ihnen festhalten und nicht das Gesamtbild des Menschen, den wir daten betrachten, führt das dazu, dass wir dem anderen keine Chance geben."
Dabei unterscheidet die Psychologin und Paartherapeutin zwischen Ansprüchen in einer Beziehung und beim Daten. Ist jemand zum Beispiel schon länger Single und hat hohe Ansprüche an potenzielle Partner*innen, könne das auch eine Art Alibifunktion haben. Die Ansprüche verstecken dann die eigentliche Frage, um die es gehen sollte: Bin ich bereit dafür, jemand Neues in mein Leben zu lassen?
Was steckt hinter meinen Ansprüchen
Was helfen kann, ist, sich seine Ansprüche bewusst zu machen und diese aufzuschreiben "und dann in die Realität rauszugehen und zu schauen, mit wem resoniert man? Man kann dann diese Liste gegenchecken und einfach schauen: Wenn etwas passt, ist das fein. Wenn etwas nicht passt, wird es interessant", so Diana Boettcher. Denn dann könne man bei sich nachforschen und herausfinden, wofür das Kriterium auf der Liste tatsächlich steht: Welche emotionale Bedeutung steckt dahinter? Warum ist mir dieser Punkt wichtig?
Vor allem können wir mit der anderen Person darüber auch sprechen und in den Austausch gehen – es geht also darum sich kennenzulernen. Das heißt: Wenn wir eine Person grundsätzlich erst mal anziehend, sympathisch, interessant finden, können wir ihr Stück für Stück begegnen, einander verstehen lernen und dann einen gemeinsamen Weg finden.