DatenschutzFür ein paar Tausend Euro würden wir unsere Passwörter verkaufen
Für wie viel Geld würdet ihr eure Passwörter und Logins verraten? Was sind euch eure Nachrichten in Whatsapp wert? Ein Forschungsteam hat herausgefunden: Alle Daten sind käuflich.
Eigentlich legen die meisten von uns einen gewissen Wert auf den Schutz ihrer Daten: E-Mails sind privat, der Facebook- und der Instagram-Account sollen nicht überwacht werden, was wir online treiben, geht nur uns etwas an. Nur: Offenbar ist alles käuflich. Auch unsere ganz privaten Daten haben ihren Preis
Wie hoch dieser Preis ist, wollten Forscherinnen und Forscher der Universität Sankt Gallen im Auftrag des TÜV Rheinland herausfinden. Und sie haben eine Antwort bekommen: Für die privaten Passwörter und andere Login-Daten werden 3500 Euro verlangt. Das ist der Betrag, der von den Testpersonen am häufigsten genannt wurde.
3500 Euro für alle Passwörter und Logins
Das ist viel Geld, aber andere Daten sind billiger zu haben. Für das jährliche Teilen von Fotos und Videos möchten die meisten gerne 1000 Euro. Für Nachrichten ebenfalls, also für Whatsapp, SMS und so weiter. Die Gesundheitsdaten kosten 400 Euro. Informationen darüber, welche Apps genutzt werden, und Daten zum Nutzungsverhalten: ebenfalls 400 Euro.
Wer seine Daten eigentlich nicht rausrücken wollte, ließ sich dennoch überzeugen: "Je nach Art der Daten können bis zu 90 Prozent derjenigen, die zuvor angegeben hatten, Daten nicht teilen zu wollen, durch eine vergleichsweise geringe monetäre Vergütung doch noch davon überzeugt werden“, sagt Andreas Herrmann vom Forschungsteam.
Viele Daten geben wir kostenlos her
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Konstantin Köhler hat sich diese Zahlen angesehen. "Speziell letzteres finde ich interessant", sagt er: "Denn Daten zum Nutzungsverhalten erhalten mindestens Google von Android-Geräten und Apple von iPhones ja schon. Ohne dass wir 400 Euro im Jahr erhalten." Das zeige indirekt, wie viel Mehrwert uns unsere Smartphones bringen, sodass wir bereit sind, die Daten zu teilen, ohne Geld dafür zu verlangen.
Die Zahlen sagen aber auch, dass unsere Daten nicht absolut schützenswert sind. Sie haben einen mit Geld bezifferbaren Wert, so wie ein Gegenstand auch. "Das erklärt vielleicht auch, warum Datenschutz und Passwortsicherheit immer noch nicht den Stellenwert haben, der von vielen IT-Experten und Verbraucherschützern gefordert wird", sagt Konstantin Köhler.
"Datenschutz und IT-Sicherheit sind verhandelbar. Die Verhandlungsmasse kann Geld sein, das kann ein kostenloser Service sein oder einfach Bequemlichkeit."
Als Gegenwert für Datenschutz und IT-Sicherheit scheint Geld, ein kostenloser Service oder einfach Bequemlichkeit schon ausreichend sein.
"Es ist einfach schwierig wirklich konkret zu begründen, warum es wichtig ist, auf seine Daten aufzupassen", sagt Konstantin Köhler. "Und deswegen wundert es mich auch nicht, dass viele Menschen ihre Daten für ein paar Hundert Euro verkaufen würden." Die meisten Menschen würden keine Nachteile dadurch spüren, wenn ihre Daten nicht sicher seien.
Ändern könnte sich das, wenn es wirklich mal passieren sollte, dass Menschen ihren Traumjob nicht bekommen, weil ein Unternehmen sensible Daten über die Bewerbenden hat, oder dass die Polizei vor der Tür steht mit einem grundloses Verdacht, weil irgendwelche Bewegungsdaten ausgewertet wurden. Konstantin Köhler vermutet: Dann werden vermutlich auch die Preise steigen, die Menschen für ihre Daten haben wollen.