Big DataWenn deine Kreditkarte weiß, wie viel du wiegst
Zeig mir deine Kreditkarte und ich sag dir wie groß und wie schwer du bist. Klingt komisch? Genau diese Daten will der Kreditkartenanbieter Mastercard in Zukunft aber sammeln. Und die Infos dann an Fluggesellschaften weitergeben.
Stell dir vor, du buchst mit deinem Kumpel einen Flug. Ihr zahlt beide mit der eigenen Kreditkarte. Dein Kumpel wiegt 90 Kilo - du nur 70. Komischerweise ist das Ticket für deinen Kumpel deutlich teurer als dein eigenes …
Unterschiedliche Auslegungen
Was erst mal ein rein hypothetisches Szenario ist, könnte in Zukunft Realität werden. Jedenfalls, wenn man den 2015 eingereichten Patentantrag von Mastercard negativ auslegt. Die Details dazu sind jetzt erst an die Öffentlichkeit gelangt.
"Das Patent geht dahin, dass Mastercard Fluggesellschaften Daten geben will, wer da zu ihnen ins Flugzeug kommt."
Die Fluggesellschaften sollen also mitgeteilt bekommen, ob ihr dick oder dünn, klein oder groß seid. Und das kann natürlich mehrere Dinge bedeuten, sagt der Wirtschaftsjournalist Jörg Brunsmann. "Man kann das als Vorteil für Flugpassagiere auslegen: Ah, Sie sind besonders groß, Sie bekommen einen Platz ganz vorne, wo sie die Beine ausstrecken können."
Man könne es aber eben auch anders auslegen, sagt Jörg Brunsmann. Und zwar so, dass derjenige, der größer und breiter ist, einfach mehr zahlen muss. "Was die Fluggesellschaften mit den Daten machen, das ist am Ende ihnen alleine überlassen".
Statistische Wirklichkeit
Alter und Adresse wissen Kreditkartenfirmen ja ohnehin, anhand der Orte, an denen wir einkaufen, werden dann weitere Daten gesammelt. Und die werden dann statistisch interpretiert, sagt Jörg Brunsmann. "Am Ende hast du dann ein Ergebnis, das im Einzelfall zwar falsch sein kann - statistisch aber nah an die Wirklichkeit kommt."
"Wer ständig Fitnessklamotten kauft, Mitglied im Fitnessklub ist und äußerst selten Fast Food ist: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Person dick ist?"
Ohne euch zu kennen, bestimmt das Unternehmen anhand der Daten also, wer ihr seid. Die Sache mit den Körperdaten für Fluggesellschaften ist zwar bisher nur als Patent eingereicht, beim sogenannten "Scoring" werden wir aber auch jetzt schon ständig durchleuchtet, sagt Jörg Brunsmann. Dabei spielen Big Data und die Thesen eine Rolle, die Unternehmen aus unseren Daten ableiten, sagt er. "Meistens geht es um die Frage: Kann der sich das überhaupt leisten, was der da gerade per Mausklick bestellt?"
Frei nach dem Motto: Ihr wohnt in einer schlechten Wohngegend mit vielen verschuldeten Menschen? Ah, dann könntet ihr eventuell wenig Kohle haben und vielleicht zahlungsunfähig sein ...
"Wer sagt: Das mit dem Datensammeln ist mir egal, ich habe nix zu verbergen, der sollte mal drüber nachdenken, ob ihm das auch egal ist, wenn die Firmen so ihre Schlüsse daraus ziehen."