NeozoenDie Nilgans - genügsam, penetrant und oft aggro
Es gibt Arten, die gab es in Europa früher nicht: Ochsenfrösche, Waschbären und Nilgänse. Sogenannte Neozoen schaden oft den heimischen Tierarten und dem Ökosystem.
Nilgänse waren ursprünglich nur in Afrika zu Hause. Und dort nur in Ostafrika. Im 17. und 18. Jahrhundert hat man den exotischen Vogel nach Westeuropa importiert und ihn dort in Zoos, Parks und Menagerien gehalten und gezüchtet.
In den Niederlanden sind dann in den 1960er Jahren einige Nilgänse aus der Gefangenschaft in die freie Natur entkommen und haben dort stabile Populationen gebildet
"Nilgänse können am Boden, auf Bäumen und in Höhlen brüten."
Von Holland aus hat sich die Nilgans, vor allem entlang des Rheins, rasant ausgebreitet. Nilgänse produzieren in Westeuropa im Unterschied zu anderen Gänsearten oft noch Zweit- und Drittgelege. Die rasche Verbreitung liegt also daran, dass sie sich schnell vermehren und recht anspruchslos sind, was Brutplätze angeht.
Bis auf Berlin in ganz Deutschland heimisch
1986 erfolgte der erste Brutnachweis in Deutschland. Bei einer Zählung 25 Jahre später wurden bundesweit bereits 8000 Brutpaare gezählt. Heute ist die Nilgans, mit der Ausnahme von Berlin, in allen Bundesländern anzutreffen. Hauptsächlich kommt sie in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz vor. Der deutsche Gesamtbestand wird auf mehrere zehntausend Tiere geschätzt.
"Nilgänse sind bei uns in Deutschland, trotz ihres hübschen Aussehens, nicht gerne gesehen."
Nilgänse zeigen vor allem in der Brutzeit ein sehr stark ausgeprägtes Aggressionsverhalten gegenüber anderen heimischen Wasservogelarten. Besonders Stockentenmütter mit Jungen sind hier oft betroffen. Manchmal enden die Angriffe der Nilgänse für die Stockentenküken sogar tödlich.
Im Kampf um geeignete Brutplätze sind Nilgänse äußerst durchsetzungsfähig und haben schon Storchennester, in einem anderen Fall sogar einen Wanderfalkenhorst gekapert.
Nilgänse schaden der Landwirtschaft
Auch bei Landwirten sind die gefräßigen Vögel nicht besonders beliebt. Auf den Feldern und Äckern richten die Tiere nämlich oft schwere Schäden an. Es sind Fälle bekannt geworden, in denen die Tiere die komplette Saat auf einem Acker aufgefuttert haben.
Badegäste verärgert über Gänsedreck
In Frankfurt haben sich Nilgänse in den städtischen Schwimmbädern angesiedelt. Die aggressiven Nilgänse belästigen nicht nur Badegäste, sondern verschmutzen dort mit ihrem Kot ganz massiv die Liegewiesen und vor allem das Wasser in den Schwimmbecken.
Sehr viel Nilganskot
Nilgänse fressen viel Grünzeug. Da sie generell schlechte Futterverwerter sind, haben sie eine schnelle Verdauung. Ein großer Teil der Nahrung wird deshalb unverdaut ausgeschieden. Das sind dann bis zu drei Kilogramm Nilganskot pro Tier und Tag.
Kot von Nilgänsen kann Salmonellen enthalten
Der Kot der großen Wasservögel ist gesundheitsgefährdend. Im Kot der Nilgänse wurden nämlich unter anderem Salmonellen nachgewiesen. Die Stadt Frankfurt entschied sich daher nach dem Motto "Gesundheitsschutz geht vor Tierschutz" für eine Dezimierung der Vögel durch Jagd. Daher werden Nilgänse in den Frankfurter Schwimmbädern ab dem 1. September 2017 gezielt gejagt.
Jagd von Nilgänsen wird kritisiert
In den meisten Bundesländern dürfen Nilgänse - außerhalb der Schonzeit von Februar bis Juli - bejagt werden. Dadurch erhofft man sich einen Rückgang der Population. Eine Bejagung der Nilgans wird von Naturschutzverbänden, als deutlich zu harte Maßnahme kritisiert. Nach Meinung der Verbände sollte man eher darauf setzen, weidende Gänse gezielt auf unproblematische Flächen zu lenken. Außerdem empfehlen Naturschutzverbände auf öffentlichen Grünflächen auch ein Fütterungsverbot.
Nilgans beeinträchtigt andere Arten
Seit 2017 steht die Nilgans auf der sogenannten Unionsliste der EU, einer Liste, auf der invasive Tier und Pflanzenarten aufgeführt werden, die mit ihrer Ausbreitung Lebensräume, Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und daher der biologischen Vielfalt schaden können. Die gelisteten Tiere und Pflanzen sollen in den Mitgliedstaaten bekämpft und an einer weiteren Ausbreitung gehindert werden.
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