MagenbrüterfroschLazarus-Projekt: Wie eine ausgestorbene Tierart zum Leben erweckt werden soll
Was, wenn man eine ausgestorbene Tierart wieder zum Leben erwecken könnte? Was nach Jurassic-Park klingt, ist in der Forschung schon Realität – mit dem Lazarus-Projekt. Sein Ziel: Den vor fast 40 Jahren ausgestorbenen Magenbrüterfrosch wieder zu Leben zu erwecken.
1973 fand man in Brisbane den bis zu fünf Zentimeter großen, Südlichen Magenbrüterfrosch, kurze Zeit später wurde der Nördliche Magenbrüterfrosch im Norden vom australischen Bundesstaat Queensland gefunden. Für die Forschung stellte der Fund eine Sensation dar. Denn die weiblichen Frösche hatten eine der außergewöhnlichsten Arten, ihren Nachwuchs in die Welt zu setzen: Die Mütter brüteten ihre Kaulquappen im Bauch aus und spuckten sie, wenn sie groß genug waren, einfach aus.
Doch viel Zeit hatte die Wissenschaft nicht, diese besondere Methode zu erforschen, denn der Magenbrüterfrosch galt 1983 schon wieder als ausgestorben. Einige Forschende wollten sich damit nicht zufrieden geben und deshalb arbeitet das sogenannte Lazarus-Projekt seit sieben Jahren daran, den Magenbrüterfrosch wieder zum Leben zu erwecken.
Eine tierische Meisterleistung
Die besondere Art der Magenbrüterfrösche, Nachwuchs zu bekommen, startet damit, dass das Weibchen das vom Männchen besamte Eigelege verschluckt und in ihrem Magen aufbewahrt. So kann sie ihren Nachwuchs vor Fressfeinden schützen.
Die Kaulquappen, in der Regel 20 bis 25 Stück, schlüpfen dann im zum Uterus umfunktionierten Magen. Damit sie nicht von den Magensäften verdaut werden, produzieren die kleinen Kaulquappen das Hormon Prostaglandin E2, das die Magensäureproduktion hemmt. Zwei Monate lang kann die Mutter keine Nahrung zu sich nehmen, erklärt der Biologe Mario Ludwig.
Kurz vor der Geburt machen die kleinen Frösche fast 40 Prozent des Körpergewichts der Mutter aus. Zum Vergleich: Das entspricht einer Frau, die mit 23 Babys gleichzeitig schwanger ist, die jeweils ein Kilogramm wiegen. Zusätzlich dehnt der geballte Nachwuchs sich so stark im Körper der Mutter aus, dass ihre Lunge zusammengedrückt wird und das Atmen nur noch über die Haut funktioniert.
Sind die Körper der Jungfrösche ausgebildet, schlüpfen sie, indem sie sich ihren Weg über die Speiseröhre aus dem Mund der Mutter bahnen. Ab und zu spuckt die Mutter die Frösche auch einfach aus.
"Die fertigen Jungfrösche schlüpfen dann – nach einem kurzen Marsch durch die Speiseröhre – aus dem Maul der Mutter. Ab und an spuckt die Mutter die Jungfrösche allerdings auch in hohem Bogen aus."
Ein Pilz ließ die Magenbrüterfrösche aussterben
Die besondere Art der Brutpflege war allerdings nicht für das Aussterben der Tiere verantwortlich, sondern die Pilzkrankheit Chytridiomykose, die bei vielen Reptilien tödlich verläuft. Seit den 1980er Jahren gibt es sogar eine weltweite Chytridpilz-Epidemie. Neben dem Magenbrüterfrosch wurden dadurch noch viele andere Amphibienarten ausgerottet oder stark in ihrem Bestand dezimiert.
"Seit den 80er Jahren gibt es eine weltweite Chytridpilz-Epidemie, durch die viele Amphibienarten, entweder stark in ihrem Bestand dezimiert oder sogar ausgerottet wurden."
Das Ende des Frosches wollte die Forschung allerdings nicht in Kauf nehmen. So wurde 2013 das Lazarus-Projekt an der University of New South Wales in Australien gegründet, um den südlichen Magenbrüterfrosch mithilfe von eingefrorenen Exemplaren zu klonen.
Noch nicht ganz am Ziel angekommen
Der Forscher Mike Tylor hatte noch zu Lebzeiten der Frösche in einem Labour der Universität in Adelaide einige von ihnen eingefroren. Dank eines offensichtlich schnellen Einfrierens verfügten die Exemplare noch über eine intakte DNA. Die Zellkerne aus den Gewebezellen der tiefgefrorenen Magenbrüterfrösche haben die Forschenden dann in die davor entkernten Eizellen einer noch existierenden Froschart eingeschleust, die mit dem ausgestorbenen Frosch verwandt ist.
Tatsächlich haben einige der manipulierten Eizellen angefangen, sich zu teilen. Die Embryos der Magenbrüterfrösche haben allerdings nur wenige Tage überlegt und konnten sich auch nicht zu einem fertigen Frosch entwickeln.
Mike Archer, der federführende Wissenschaftler des Projekts, sieht darin aber noch lange nicht das Ende des Lazarus-Projekts, wie er Mario Ludwig in einer persönlichen Mitteilung im Mai dieses Jahres schreibt. Die Forschenden vermuten, dass ein technischer Fehler beim Entkernen der Eizelle das Problem war und arbeiten deshalb bis heute daran, den Magenbrüterfrosch wieder zum Leben zu erwecken.