Daniel GerlachAuf Assads Liste

Laut NDR-Recherchen stehen auf einer Fahndungsliste von Baschar al-Assad die Namen von rund 500 deutschen Politikern, Wissenschaftlern und Journalisten. Wir sprechen mit einem von ihnen darüber, wie sich das so anfühlt.

Dass ein diktatorisches Regime wie das in Syrien Listen darüber führt, welche Personen ihm gefährlich werden können, ist nicht sonderlich überraschend. Dass so eine Liste den Weg an die Öffentlichkeit findet, hingegen schon.

Der NDR hat jetzt mit der oppositionsnahen syrischen Online-Plattform Zaman al-Wasl Teile einer geheimen Datenbank ausgewertet. Darin tauchen die Namen von mehreren hundert deutschen Politikern, Wissenschaftlern und Journalisten auf.

Betroffenen drohen Überwachung, Einreiseverbot oder Verhaftung

Die vom syrischen Geheimdienst namentlich erwähnten Personen werden in drei Kategorien eingeteilt. Der Großteil der Deutschen soll bei einer Einreise nach Syrien an einen der syrischen Geheimdienste gemeldet werden. Andere sollen mit einem Einreisebann belegt sein und das Land nicht mehr besuchen können.

Zu dieser Kategorie zählt auch Daniel Gerlach, Mitherausgeber und Chefredakteur des Magazins Zenith. Für ihn ist es überhaupt nicht überraschend, auf so einer Liste zu stehen. Seiner Meinung nach ist die Liste des NDR aber nicht wirklich aktuell, sondern stammt wohl eher aus dem Jahre 2014. Er zweifelt aber nicht an den Inhalten, die erscheinen ihm durchaus plausibel.

"Syrien ist wahrscheinlich nicht das einzige Land, das solche Listen führt. Die Frage ist, was passiert mit den Menschen, die auf solchen Listen landen."
Daniel Gerlach, Chefredakteur des Magazins Zenith

Daniel Gerlach betont, dass Syrien aber auch ein Land mit sehr verschiedenen Realitäten ist. So gebe es durchaus Gebiete, in die Syrer aus dem Ausland vergangenes Jahr gereist seien, um Urlaub zu machen und ihre Familien zu besuchen.

Die dritte Kategorie der vom NDR veröffentlichten Datenbank listet die Deutschen auf, gegen die in Syrien sogar ein Haftbefehl erlassen wurde und die bei einer Einreise vielleicht Bekanntschaft mit dem Militärgeheimdienst machen würden.