Correctiv-RechercheRechtsextreme rekrutieren via Instagram
Das Recherchenetzwerk Correctiv zeigt, wie Rechte und Rechtsextreme mit Instagram neue Anhängerinnen und Anhäger rekrutieren. Sie benutzen dabei Sprache und Ästhetik der Plattform.
Zehn Jahre ist Instagram alt. Und eine aktuelle Recherche zeigt, dass die Plattform ein Problem mit Rechtsextremismus hat: Rechte Jugendorganisationen versuchen, die Instagram-Fans in ihrem Sinn zu beeinflussen.
Arne Steinberg ist Reporter beim gemeinnützigen Recherchezentrum Correctiv und war an der Recherche beteiligt. "Wir haben uns 4500 Accounts angeschaut", erzählt er. Dort hätten seine Kolleginnen und Kollegen bestimmte Muster erkannt: "Gewisse Organisationen nutzen ganz bewusst die Kommunikationsstrukturen und die Ästhetik von Instagram aus, um eben junge Leute anzusprechen."
Über ihre Inhalte in Posts und Storys würden Rechtsextreme versuchen, auf genau die Themen draufzusatteln, die für diese Zielgruppe besonders wichtig sei: Sport, Musik, Lifestyle. Dort versuchten sie eine Weltsicht zu normalisieren, die in den rechten bis rechtsextremen Bereich gehe, so Arne Steinberg.
Rechtsextremistische Symbolik verbreitet sich über Instagram
Zum Beispiel gebe es ganz häufig Fotos von Influencerinnen, die einen Jutebeutel tragen oder einen Pullover, auf denen ganz klein Symbole zu sehen seien, die einer rechten Gruppierung zuzuordnen sind, zum Beispiel der Identitären Bewegung. "Weil das so subtil passiert, ist das auf den ersten Blick nicht erkennbar", sagt Arne Steinberg. Erst durch die Kommentare, Hashtags und Bildbeschreibung ergebe sich ein genaueres Bild davon.
Rechte und Rechtsextremisten werden geschult, um auf Instagram Erfolg zu haben, berichtet Correctiv. Es gebe Workshops innerhalb der Szene, in denen es darum gehe: "Wie macht man Bilder? Wie soll das aussehen? Was ist verboten", hat eine ehemalige Aktivistin der Identitären Bewegung gegenüber Correctiv erklärt.
Rechte Strategien sind erfolgreich
Die Workshops scheinen erfolgreich zu sein, haben Arne Steinberg und seine Kolleginnen und Kollegen von Correctiv festgestellt: "Gerade im Bereich Musik haben sich Communitys gebildet, um Chris Ares beispielsweise, rund um den Neuen Deutschen Standard." Der Rapper Chris Ares wird vom bayerischen Verfassungsschutz als Rechtsextremist eingestuft, der Neue Deutsche Standard ist das von ihm gegründete Label.
Diese Inhalte würden durchaus auch viral gehen, so Arne Steinberg: Teilweise minderjährige Instagram-Nutzerinnen und -Nutzer greifen die Ästhetik auf und verbreiten etwa die Musik.
"Uns hat ein Vorstandsmitglied der Jungen Alternative Berlin bestätigt, dass der Landesverband mittlerweile so knapp die Hälfte der Neuzugänge eben über Instagram gewinnt."
Auch für rechte Parteien ist Instagram wichtig. Die Jugendorganisation der AfD, die Junge Alternative (JA), ist etwa auf Instagram aktiv. "Dort wird sehr viel mit gut bearbeiteten Fotos gearbeitet von jungen und attraktiven Mitgliedern der JA. Uns hat ein Vorstandsmitglied der JA Berlin bestätigt, dass der Landesverband mittlerweile so knapp die Hälfte der Neuzugänge eben über Instagram gewinnt." Das zeige, dass die Bedeutung von Instagram bei der JA erkannt wurde.
"Instagram ist nicht diese unpolitische, bunte und harmlose Plattform, für die viele Leute sie wahrnehmen, da passieren auch noch andere Dinge."
Arne Steinberg meint, jeder könne sich selbst vor rechtsextremistischer Propaganda schützen: "Es ist ganz wichtig, dass man die Symbole kennt und die Codes, mit denen die Mitglieder der rechten und rechtsextremen Gruppierungen miteinander kommunizieren." Darüber sei Aufklärung wichtig. Und die Botschaft: Instagram ist nicht diese unpolitische, bunte und harmlose Plattform, für die viele Leute sie wahrnehmen, da passieren auch noch andere Dinge."