CoronaWie die Menschen in Gütersloh mit den neuen Beschränkungen umgehen

Nach den Corona-Fällen bei der Fleischfirma Tönnies sind in den Landkreisen Gütersloh und Warendorf in Nordrhein-Westfalen die Corona-Beschränkungen regional wieder verschärft worden. Zehntausende Menschen sind von den neuen Beschränkungen betroffen – auch Sebastian Sieg aus Gütersloh.

Bei der Fleischfirma Tönnies hat sich das Coronavirus mit hoher Geschwindigkeit ausgebreitet: Mehr als 1.550 Menschen sind positiv getestet worden. In den Kreisen Gütersloh und Warendorf in Nordrhein-Westfalen gelten deshalb bis Ende Juni wieder strenge Corona-Beschränkungen:

  • Die Menschen dürfen sich erst mal wieder nur noch zu zweit treffen
  • Schwimmbäder, Kinos und Bars sind wieder geschlossen
  • Sport in Innenräumen ist verboten
  • Schulen und Kitas sind bereits zu

Sebastian Sieg ist 20 Jahre alt und lebt in Gütersloh. Er ist SPD-Mitglied und Vorsitzender der Jusos in Gütersloh. Die erneuten Beschränkungen des öffentlichen Lebens seien "auf jeden Fall ärgerlich", sagt er. (Unser Bild oben zeigt Menschen, die für einen kostenlosen Coronavirus-Test in Gütersloh Schlange stehen.)

"Ärgerlich, aber abzusehen"

Seit Mitte letzter Woche sei das alles aber bereits abzusehen gewesen und die Menschen hätten sich darauf vorbereiten können. Unter anderem Landrat Sven-Georg Adenauer habe die Situation als "Lockdown light" bezeichnet – und so fühle sich das auch an.

"Es fühlt sich nicht so an, als ob die Beschränkungen so richtig durchgezogen werden. Und so ist, glaube ich, auch die Stimmung in der Bevölkerung ehrlicherweise nicht."
Sebastian Sieg, Vorsitzender der Jusos in Gütersloh

Die Situation vor Ort wirke gerade noch nicht so bedrohlich, sagt Sebastian Sieg. Obwohl sie deutlich bedrohlicher sei, als sie etwa Mitte März gewirkt habe.

Urlaubsreisen bedroht oder bereits storniert

Inzwischen werden Menschen aus den Kreisen Gütersloh und Warendorf wieder nach Hause geschickt, wenn sie Nordrhein-Westfalen verlassen wollen. Auch Sebastian selbst ist vielleicht davon betroffen: Seine Spanien-Reise, die er für Anfang August mit ein paar Freunden geplant hat, steht auf der Kippe. Er ist aber optimistisch, dass sie vielleicht doch noch stattfinden kann, weil bis August noch etwas Zeit vergeht.

"Manchen ist der Urlaub storniert worden, nur weil auf der Buchungsbestätigung 'Kreis Gütersloh' stand. Das ist meiner Ansicht nach ein bisschen unnötig."
Sebastian Sieg, Vorsitzender der Jusos in Gütersloh

Manchen Menschen sei der Urlaub aber tatsächlich bereits storniert worden, weil auf der Buchungsbestätigung "Kreis Gütersloh" stand. Sebastian Sieg findet das "ein bisschen unnötig" und hofft, dass die Politik hier schnell Regelungen schafft, damit das nicht mehr so einfach möglich ist.

Genervt von Tönnies

Nicht wenige Menschen seien schlichtweg genervt davon, dass sie die erneuten Einschränkungen der Firma Tönnies zu verdanken hätten. Ihm persönlich gehe es "ehrlicherweise ähnlich“, so Sebastian Sieg. Vor allem von vielen Eltern höre er, dass die ihre Kinder gerade erst wieder an Grundschule oder Kita gewöhnt hätten.

Die Zustände bei Tönnies, vor allem für die Arbeitnehmer mit Werksverträgen, seien in der Region schon seit Jahren bekannt. Jeder kenne – sozusagen ein symbolisches Bild – die alten, abgewrackten Busse, mit denen diese Menschen zur Schicht gefahren werden. Doch leider erst durch Corona sei das jetzt zum großen Thema geworden.

"Seit Jahren wird da von vielen nicht ordentlich hingeschaut. Erst durch die Pandemie wird das jetzt zum Topthema – das ist leider schade."
Sebastian Sieg, Vorsitzender der Jusos in Gütersloh

Auch wenn er für die Menschen im Kreis Gütersloh unangenehm und nervig sei: Mit dem "Lockdown light" ist Sebastian Sieg absolut einverstanden. Das sei der einzig richtige Weg. Er findet sogar, die Maßnahmen hätten schon deutlich früher eingeleitet werden können.

Landrat Adenauer habe zunächst ja gesagt, er wolle den Lockdown auf jeden Fall verhindern. Das fand er "ein bisschen komisch", sagt Sebastian Sieg. Wahrscheinlich habe Adenauer da "einfach der Mut gefehlt, um Überbringer dieser schlechten Nachricht zu sein".