Kontaktverfolgung und QuarantäneOhne Lockdown: Taiwan hat die Pandemie im Griff

24 Millionen Menschen leben in Taiwan: Das Land ist dicht besiedelt. Seit Monaten gibt es in dem Land keine Corona-Fälle mehr. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin Katharin Tai ist vor wenigen Tagen nach Taiwan gereist. Sie muss noch etwa acht Tage in Taipeh, Taiwans Hauptstadt, in Quarantäne bleiben und darf dann raus in einen fast normalen Alltag mit wenigen Einschränkungen.

17 Quadratmeter misst das Hotelzimmer von Katharin Tai. Das Hotel wurde extra umfunktioniert für Quarantänefälle. Drei Mal am Tag wird ihr das Essen draußen an die Tür gehängt, per Nachricht auf ihr Smartphone wird sie darüber informiert. Alles hier läuft komplett kontaktlos.

Das sieht Katharin Tai bislang von Taipeh, wenn sie aus dem Hotelzimmer schaut. In ein paar Tagen darf sie raus.

Ansonsten darf Katharin Tai nicht das Zimmer verlassen - nicht mal für Spaziergänge. 14 Tage strikte Quarantäne. "Ich sitze hier wirklich fest. Meine Welt ist gerade sehr klein", sagt sie.

Frühe Nachverfolgung, frühes Maskentragen

Bei ihrer Ankunft am Flughafen trugen alle, die dort arbeiten, Schutzausrüstung. Alle sind total vorsichtig, berichtet Katharin Tai, "und es gibt einen routinierten Prozess für alle Ankommenden". Alle werden registriert. Dem Gesundheitsministerium wird übermittelt, wer einreist und wo und für wie lange er oder sie die vorgeschriebene Quarantäne verbringt.

Beim Einchecken im Hotel begrüßte der Angestellte an der Rezeption Katharin Tai in voller Schutzmontur. Bei ihrer Ankunft twitterte sie, dass sie sich wie in einem anderen Universum fühle.

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Denn in Taiwan herrscht ein fast ganz normaler Alltag. Alle Menschen tragen Mund-Nase-Schutz, ansonsten aber ist das Leben kaum eingeschränkt.

Was macht Taiwan anders?

Taiwan konnte die Pandemie in den Griff bekommen – und zwar ohne Lockdown. Warum hat das besser funktioniert als zum Beispiel in Deutschland? Darauf gibt es keine einfachen Antworten, so Katharin Tai.

Taiwan ist eine Insel. Stimmt, aber das ist nicht die einzige Erklärung. Auch nicht, dass die Menschen auf Datenschutz pfeifen.

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Eher gibt es viele kleine Antworten und Maßnahmen, die in der Summe helfen. Katharin Tai nennt Punkte, die in Taiwan gut umgesetzt wurden:

  • Taiwan hat sehr früh reagiert. Schon im Dezember 2019 wurde möglichen Corona-Fällen nachgegangen.
  • Die Bevölkerung hat schon ab Januar Nase-Mund-Schutz getragen. Von sich aus, sagt Katharin Tai.
  • Die Behörden haben von Anfang an sehr engmaschige Kontaktnachverfolgung betrieben. Katharin: "Menschen wurden in Quarantäne gesteckt, die enge Kontakte zu Infizierten hatten und sich vielleicht angesteckt hatten."
  • Es gibt klare Quarantäne-Regeln für Einreisende. Und auch für Fälle im Land sind die Vorgaben strikter als anderswo: Während der festgelegten Quarantäne wird für zwei Wochen das Smartphone geortet und damit die Person überwacht. Nach Ablauf der Quarantäne werden die Daten wieder gelöscht.
"Es gibt zwei Wochen Überwachung und danach hat man viel mehr Freiheit als zurzeit im Rest der Welt."
Katharin Tai, Journalistin und Politikwissenschaftlerin

Insgesamt stellt Katharin Tai fest, dass die Menschen in Taiwan das neuartige Corona-Virus viel ernster nehmen als im Durchschnitt die deutsche Bevölkerung beispielsweise.