Corona-KriseKrankenpfleger: "Wir stehen kurz vor einem medizinischen Notstand"
Ein Krankenpfleger appelliert an die Politiker, weil die Pflegekräfte und das Gesundheitssystem am Limit arbeiten. Die Probleme gibt es schon lange, sagt er, jetzt sei Zeit zu handeln.
Die Politiker sollen jetzt aufschreiben, was sie für eine angemessen Bezahlung für Pflegepersonal halten und was sie im Gesundheitssystem ändern wollen. In vier Monaten, wolle er sich dann mit ihnen darüber unterhalten, schreibt der Krankenpfleger Carl Hesse in seinem Appell, der auf Twitter geteilt wurde.
"Frustriert bin ich hauptsächlich über das, was in den letzten Jahren im Gesundheitswesen passiert ist."
Carl ist noch relativ jung mit seinen 31 Jahren und noch nicht kaputt gearbeitet, wie viele seiner Kollegen. Aber er weiß, dass er den Job so nicht lange durchhält, auch wenn er seine Arbeit gerne macht. Parallel steigt er auf Lehramt um.
"Wir haben Angst vor dem, was da kommen wird."
Jetzt ist nach Meinung von Carl ein guter Moment, die Probleme anzusprechen, darüber debattieren könne man aber erst, wenn die Corona-Krise vorüber ist.
Größtes Problem: dauerhafter Frachkräftemangel
Ein Hauptproblem aus seiner Sicht: der dauerhafte Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. "Der ist in großen Teilen selbst verschuldet vom politischen System", sagt Carl, weil das Gesundheitssystem weitreichend privatisiert worden ist. "Das hat drastische Konsequenzen in der Arbeit mit den Patienten."
Viele seiner Kollegen und Kolleginnen würden unter Burn-Out-Symptomen leiden, aber trotzdem weiter arbeiten, weil sie das Geld verdienen müssen, keine Alternative, aber Angst haben. Zu ihrem eigenen Schutz müssten sie die Arbeit reduzieren, was sie aber aus finanziellen Gründen nicht tun können.
"Ich erlebe in allen Einsatzbereichen, in denen ich tätig bin, dass die Leute völlig am Limit sind."
Momentan könnten die Menschen in der Krankenpflege nicht über Veränderungen diskutieren, weil die Zeit und Kapazitäten fehlen in der aktuellen Situation. Deshalb hat Carl als Stichtag den 1. August genannt, bis zu dem die Politik mit Vorschlägen auf das Pflegepersonal zukommen soll.
Was sind Politiker in Zeiten der Not bereit zu tun? Carl geht davon aus, dass sie zu mehr bereit sind, als bisher. Deshalb sollen sie jetzt aufschreiben, um wie viel sie Gehälter anheben und welche Veränderungen sie am Gesundheitssystem vornehmen.
"Wir haben jetzt den Zeitpunkt, dass auf uns gehört wird."
Das Pflegepersonal hat jetzt eine große Aufmerksamkeit in der Gesellschaft und in den Medien, deshalb sei es ein guter Zeitpunkt einen solchen Appell an die Politik zurichten, meint Carl.