ImpfgerechtigkeitCorona-Impfstoff weltweit ungleich verteilt
Die Corona-Impfung läuft besonders in einigen reichen Ländern schnell ab. Viele Länder im Globalen Süden bleiben auf der Strecke. Auch Monate nach dem Start etlicher Impfkampagnen hat sich hier kaum etwas verändert. Viele Länder warten auf eine faire Umverteilung, eine schnelle Produktion und neue Impfstoff-Konzepte.
Seit ihrem Start laufen die Impfkampagnen in Ländern wie Israel, dem Vereinigten Königreich und den USA auf Hochtouren. Laut dem Vaccine-Tracker der New York Times sind in Israel zum Beispiel rund 60 Prozent der Menschen vollständig geimpft. Deutschland und andere europäische Länder liegen weiter zurück.
Auch wenn die Impfungen hier scheinbar nur schleppend vorankommen, gibt es viele Länder des Globalen Südens – besonders einige Staaten in Afrika – die mit ihrer Impfkampagne noch ganz am Anfang stehen, erklärt Wissenschaftsjournalist Volkart Wildermuth. Denn: Ihnen fehlt weiterhin der Impfstoff.
"Unterm Strich haben Länder mit nur 14 Prozent der Weltbevölkerung mehr als die Hälfte der Impfstoffe aufgekauft."
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deswegen bereits im Januar 2021 eine gerechte Impfstoff-Verteilung eingefordert. Andernfalls drohe ein katastrophales moralisches Versagen, so die WHO.
Dazu hat die Weltgesundheitsorganisation zusammen mit der EU die Covax-Initiative ins Leben gerufen, die den Zugang zu Corona-Impfstoffen weltweit fair und gleichmäßig organisieren soll. Laut Covax werden mittlerweile 106 Länder mit Impfstoffen beliefert. Danach wurden bisher mehr als 38 Millionen Dosen von Astra-Zeneca und Biontech/Pfizer verteilt.
Mit Covax den Corona-Impfstoff fair verteilen
Das bedeutet: Durch Covax haben die Länder des Globalen Südens schneller Corona-Impfstoffe erhalten als in der Vergangenheit Medikamente für HIV, sagt der Wissenschaftsjournalist. Trotzdem reichen die Impfstoffe in der ersten Runde für gerade einmal drei Prozent der Bevölkerung. Dazu zählt in erster Linie medizinisches Personal. In der zweiten Runde sollen 20 Prozent der Menschen eine Impfung erhalten, darunter die Risikogruppen.
Insgesamt plant Covax, zwei Milliarden Impfdosen im Jahr 2021 zu verteilen. Und auch Länder, die zu viele Dosen bestellt haben, können den Impfstoff an Covax abgeben, damit er dort ankommt, wo er fehlt. Bis dahin herrscht weiterhin ein großes Ungleichgewicht bei den Impfungen, so Volkart Wildermuth.
Weiter ungleiche Verteilung der Corona-Impfstoffe
Damit die Impfstoffe möglichst schnell verteilt werden können, braucht es eine Produktion, die ebenfalls zügig abläuft. Manche Hersteller versuchen deswegen, ihre Produktion hochzufahren, andere arbeiten mit ihre Konkurrenten zusammen.
Parallel dazu haben Indien und Südafrika bei eine Initiative der Welthandelsorganisation (WTO) gestartet, die sich für Zwangslizenzen von Covid-19-Impfstoffen einsetzt.
Das Problem: Es fehlen Unternehmen, die überhaupt qualitativ hochwertige Impfstoffe herstellen können. Aus den Patenten geht nicht das nötige Wissen für die Herstellung hervor. Der Wissenschaftsjournalist geht deshalb davon aus, dass Zwangslizenzen kurzfristig gesehen kaum etwas bewirken würden.
"Für diese Pandemie wird die Welt wohl leider noch nicht auf völlig neue und besonders schnelle Wege der Impfstoffproduktion hoffen können."
Ähnlich verhält es sich mit neuen Konzepten, die versprechen, möglichst schnell viel Impfstoff bereitzustellen, etwa einen Protein-basierten Impfstoff, der sich in Hühnereiern herstellen lässt, genauso wie der Grippeimpfstoff. Das könnten viele Länder umsetzen, so Volkart Wildermuth. Weil die klinischen Studien hier erst anlaufen, ist der Impfstoff wahrscheinlich frühestens im nächsten Jahr einsatzbereit.
Auch der Reaktor des Tübinger Unternehmen Curevac in Kooperation mit Tesla steht noch am Anfang, weil es sich um einen ersten Prototypen handelt. Langfristig gesehen könnte der mobile Impfstoffdrucker in der Größe eines Kleinwagens im Globalen Süden Impfstoffe vor Ort produzieren.