Copernicus-BerichtEuropa wird immer heißer - schneller als der Rest der Erde
Der Sommer 2022 war in Europa so heiß wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 130 Jahren. Laut Jahresklimabericht des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus steigen die Temperaturen in Europa so schnell wie auf keinem anderen Kontinent.
Das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus (gegründet 1998 von EU-Kommission und Weltraumorganisation Esa) hat den "European State of the Climate"-Report für das Jahr 2022 veröffentlicht.
Die Ergebnisse sind eindeutig und alarmierend:
- Europa wird immer heißer – und zwar deutlich schneller als die anderen Kontinente.
- Der europäische Sommer 2022 war 1,4 Grad wärmer als der durchschnittliche Sommer der Jahre 1991 bis 2020.
- Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre liegen die Temperaturen in Europa inzwischen um 2,2 Grad höher als in der vorindustriellen Zeit.
"Hier in Europa haben wir das Ziel des Pariser Klimaabkommens schon gerissen."
Bereits im März hatte der Weltklimarat (IPCC) in seinem neuesten Bericht darauf hingewiesen, dass die Temperaturen in Europa in den letzten 30 Jahren ungefähr doppelt so schnell gestiegen sind wie im weltweiten Durchschnitt und so schnell wie auf keinem anderen Kontinent. Und bei diesem Bericht war der letzte Rekordsommer noch gar nicht mit eingerechnet. Der Trend setzt sich also fort.
Immer mehr Wetterextreme
Vor allem die Extremwerte steigen besonders stark an. Das trifft übrigens auch auf die Minustemperaturen zu. Dass die Temperaturen im Jahresschnitt insgesamt trotzdem so deutlich steigen, bedeutet also, dass es deutlich mehr extrem heiße Tage gab, die bis zu vier oder sogar fünf Grad über dem Schnitt lagen.
Auch in Teilen von China, Nordamerika und der Antarktis war es deutlich wärmer und trockener als sonst. Dafür hat es zum Beispiel in Pakistan extrem viel geregnet und es gab schwere Überschwemmungen.
Grönlandeis schmilzt immer schneller
Wenn es wärmer wird, schmilzt das Eis in den Alpen und rund um den Nordpol schneller: In Grönland lagen die Temperaturen letzten September um acht Grad höher als der Schnitt. Das ist Rekord.
"In Grönland lagen die Temperaturen letzten September um acht Grad höher als üblich."
Das Abschmelzen des Eises beschleunigt die Erderwärmung noch einmal mehr, weil dadurch weniger Wärme wieder abgestrahlt wird, erklärt Matthais Wurms von den Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten.
Dazu kommt, dass es in Europa 2022 extrem trocken war. Die Folgen: Selbst alte, kräftige Bäume starben ab, auf den Flüssen konnten keine Schiffe mehr fahren, Wasserkraftwerke funktionierten nicht mehr richtig.
Weichen stellen für die Zukunft
Wahrscheinlich müssen wir uns darauf einstellen, dass es nun jedes Jahr so aussehen könnte, sagt Matthias. Wir müssen uns vorbereiten. Um zu regeln, welche Industrien und welche Verbraucher*innen noch Wasser bekommen, sollte die Ressource knapp werden, hat die Bundesregierung zum Beispiel im März 2023 eine Nationale Wasserstrategie beschlossen.
Viel extremer als bei uns in Deutschland ist die Situation aber bereits in Südeuropa: Dort gab es letztes Jahr so viele Sonnenstunden wie noch nie und es war extrem heiß. Aktuell hat es in Südfrankreich und Spanien schon wieder monatelang kaum geregnet. Schon jetzt ist klar, dass dieses Jahr viele Ernten ausfallen.
In Spanien gab es am 19. April einen Dürregipfel, weil bereits jetzt absehbar ist, dass das Wasser im Sommer knapp wird. Und in den Pyrenäen in Südfrankreich brennen bereits jetzt erneut die Wälder. 2022 hatten die Waldbrände laut Copernicus so viel CO2 freigesetzt wie seit 15 Jahren nicht mehr. Auch das beschleunigt wiederum die Erderwärmung.