Gegenverkehr auf dem MeerWir steuern ein Containerschiff
Wie wird eigentlich ein Containerschiff gesteuert? Unsere Reporterin hat es für uns ausprobiert. Das Schiff ist 335 Meter lang, mit 8000 Containern beladen und nachts unterwegs. Dann plötzlich: Gegenverkehr.
Anfang Februar war ein riesiges Containerschiff mit defekter Ruderanlage in der Elbe stecken geblieben. Wir haben uns gefragt, wie solche Riesenschiffe überhaupt gesteuert werden. Unsere Reporterin Almuth Knigge hat es in einem Schiffssimulator ausprobiert. Das Schiff, das sie hier steuert, heißt LT Cortesia und ist fast so lang wie vier Fußballfelder.
Nachts im Mittelmeer
Wir stellen uns vor, wir befinden uns auf der Überfahrt von Piräus in Griechenland nach Jeddah in Saudi-Arabien. Wir müssen erst durchs Mittelmeer und durch den Suezkanal. Es ist Nacht. Auf der Brücke des Containerschiffs ist es dunkel. Nur die Navigationsgeräte geben ein diffuses Licht. Und dann taucht genau auf unserer Route ein entgegenkommendes Schiff auf.
"Das ist wie beim Autofahren: Nach links, dann fährt er irgendwann mal nach links. Nach rechts, dann eben nach rechts. "
Bis sich die LT Cortesia bewege, dauere es ein bisschen, erklärt Kapitän Torsten Iborg von der Reederei NSB, die den Schiffssimulator betreibt. Unsere Reporterin versucht sich trotzdem als Wachoffizierin am Steuer des Ungetüms. Als ein anderes Schiff auf dem Radar erscheint, muss gehandelt werden, denn in achteinhalb Minuten würde es krachen. "Ruf ihn erst mal per UKW an und frag: Hallo, hast du mich gesehen? Was machst du und was ist deine Absicht?", schlägt Kapitän Iborg vor.
Das andere Schiff antwortet nicht. Die Wachoffizierin muss jetzt entscheiden, was zu tun ist, um eine Kollision zu verhindern. Unsere Reporterin entscheidet sich fürs Bremsen. Weil es nur die Motorbremse gibt (die Schiffsschraube im Rückwärtsgang), dauert es ziemlich lange, bis das Schiff irgendwann anhalten würde.
Containerschiffe bremsen mit dem Motor
Noch fünfeinhalb Minuten sind es bis zum Crash - informiert das Radar. Doch es ist bereits zu spät. "Ein Rückwärtsmanöver ist in der Praxis fast nicht umsetzbar", erklärt Kapitän Iborg. Er übernimmt kurz das Ruder und dreht gerade noch den Bug weg. "Das scheppert gleich!", meint er. Und das tut es auch. Unsere Reporterin hätte schon viel, viel früher reagieren müssen.
"Hart Backbord: Ganz langsam. Sehr, sehr langsam, fast nicht wahrnehmbar ändert der Containerriese seinen Kurs."
Mehr dazu im Netz:
- NSB Reederei | Einzige Deutsche Reederei mit eigenem Schiffssimulator
- Schlepper und Flut befreien die "Indian Ocean" aus Elbschlick | Artikel auf zeit.de
- Europäisches Segel-Informationssystem | Webseite mit weltweiten Schiffsunfällen
- Vesselfinder | Den Weg der echten Weg LT Cortesia verfolgen