ComputersimulationDie ganze Erde als Matrix
Ein britisches Start-up will eine virtuelle Simulation der kompletten Erde erschaffen. Über eine halbe Milliarde Dollar hat die Firma Improbale an Kapital schon eingesammelt. Gamer dürfen sich freuen, doch es geht um weitaus mehr als nur Zocken.
Die ganze Welt virtuell nachzubauen, das klingt als Geschäftsidee so unwahrscheinlich, dass auch das Start-up den Namen Improbable, also "unwahrscheinlich" trägt. Hinter dem Projekt stecken drei junge Briten. Ursprünglich haben sie ihre Firma gegründet, weil sie gerne Multiplayer-Games in virtuellen Welten zocken:
"Und sie dachten sich, hey, wäre doch cool eine Firma aufzubauen, die extrem detaillierte virtuelle Welten für Videospiele baut."
Doch damit nicht genug - sie gingen noch einen Schritt weiter: "Wenn wir so eine Technologie entwickeln", überlegten sie, "dann könnte man sie auch dazu verwenden, um unsere Welt, um ganze Städte zu simulieren – mit Straßen, Häusern, Menschen, Verkehr und allem Pipapo", sagt unsere Netzreporterin Martina Schulte. Erst kürzlich machte Herman Narula, einer der Gründer des Start-ups, in einem Interview deutlich, dass Improbable im Grunde so etwas wie die Matrix plant – also eine Simulation der echten Welt.
Es geht um viel mehr als Gaming
Das Modell einer Straße zu erstellen und zu veranschaulichen, wie Autos, Busse und Fußgänger miteinander interagieren, ist heute nicht mehr das große Problem. Komplizierter wird es zum Beispiel, zu simulieren, wie die gesamte Bevölkerung Londons nach Hause gelangen würde, wenn der gesamte öffentliche Nahverkehr ausfällt. Für die meisten Systeme ist das bislang zu komplex. Genau solche Dinge aber will das Start-up ermöglichen. Dafür verteilt Improbable diese gigantische Rechenaufgabe auf über Tausende öffentlich zugängliche Server, so Martina Schulte.
"So kann Improbable bereits heute schon ganze Städte modellieren und hat angeblich eines der komplexesten urbanen Modelle der Welt gebaut."
Improbable hat diese Aufgabe wohl so überzeugend gelöst, dass die Firma schon über eine halbe Milliarde Dollar Risikokapital eingesammelt hat - eine der höchsten Investitionen, die je an ein Jungunternehmen in Europa ging. Die Investoren hoffen auf mögliche Anwendungen in vielen Bereichen, die weit über das Gaming hinaus gehen: "Improbable will so realistische Simulationen bauen, dass Sicherheitsbehörden oder Militärs enorm komplexe Systeme, die aus Millionen kleiner Teile bestehen, verstehen, planen oder optimieren können“, sagt Martina Schulte.
"Trump könnte Angriffsszenarien für Nordkorea simulieren, die ihm deutlich machen, dass ein Atomangriff auf das Land keine gute Idee ist. Und dafür hätte sich die Investition von einer halben Milliarde doch echt gelohnt."
Auch andere Entwickler können an der Simulation mitarbeiten. Auf einer Plattform stellt Improbable eine Art Baukasten zur Verfügung, den Programmierer nach eigenem Gusto nutzen können.