Comicphänomen Lucky LukeWarum ein 70-jähriger Cowboy immer noch erfolgreich ist
Seit über 70 Jahren zieht er seinen Colt schneller als sein Schatten. Und geht man nach den Zigaretten, die er bisher geraucht hat, müsste er eigentlich längst tot sein. Ist er aber nicht. Am 7. November erscheint der neue Lucky-Luke-Band "Ein Cowboy in Paris".
Lucky Luke sieht immer noch ziemlich gut aus. Obwohl er (zumindest in seinen jüngeren Jahren) ganz schön viele Kippen geraucht hat. Jetzt reist der Lonesome Cowboy zum ersten Mal nach Europa, in die französische Hauptstadt.
Am Anfang von "Ein Cowboy in Paris" ist erst mal alles wie immer: Lucky Luke bringt die vier Daltons, die Verbrecherbrüder, zurück ins Gefängnis. Anschließend reist er dann aber samt seinem vierbeinigen Untersatz Jolly Jumper nach Europa – und zwar, um die Freiheitsstatue auf ihrem Weg von Paris in den Hafen von New York zu beschützen.
"Lucky Luke ist ein Bestseller unter den deutschsprachigen Comics."
Mit mehr als 30 Millionen verkauften Bänden landet Lucky Luke in Deutschland auf Platz zwei. Noch beliebter sind laut comicguide.de nur die Asterix-Comics.
Never change a winning team – Lucky Luke hat sich im Laufe der Jahre kaum verändert. Der zeichnerische Maßstab, den der belgische Lucky-Luke-Erfinder Maurice de Bevere (auch "Morris" genannt) gesetzt hat, gilt bis heute: Immer die gleichen Klamotten, immer derselbe Gesichtsausdruck. Und auch Jolly Jumper guckt immer gleich freundlich und ist kaum gealtert.
Rauchen war vorgestern
Nur das Rauchen musste Lucky Luke irgendwann aufgeben. Ganz früher hatte er sich noch in nahezu jeder Situation schnell eine Kippe gedreht. In den Achtziger Jahren, als man anfing, Trickfilme für die USA zu produzieren, kam der Glimmstengel bei den dortigen Fernsehanbietern allerdings gar nicht gut an, sagt Comic-Experte und Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Andreas Platthaus. Stattdessen kam der Grashalm.
"Aus der Kippe wurde ein langer Grashalm - die spezifisch spitze Mundhaltung sollte unbedingt beibehalten werden."
In Frankreich durfte der Cowboy noch ein bisschen länger rauchen – irgendwann hat man dann aber auch dort den inzwischen etablierten Grashalm übernommen.
Neben der Kippe musste sich in den letzten Jahren auch der Hund Rantanplan immer mehr aus den Comics zurückziehen. Der einfache Grund: Der aktuelle Zeichner ist kein Fan von ihm, deshalb spielt Rantanplan schon seit einigen Jahren kaum mehr eine Rolle.
Lucky Luke trifft den Zeitgeist
Am Anfang war der Asterix-Autor René Goscinny auch der Autor von Lucky Luke. Aber auch nach dessen Tod Ende der 70er Jahre blieb Lucky Luke ein Erfolgsmodell. Das liegt daran, dass der Cowboy immer wieder den Zeitgeist trifft, glaubt Andreas Platthaus.
Dabei würden aber weniger aktuelle Themen von heute aufgegriffen, sondern es seien eher die Erzählweisen, die sich dem Zeitgeist anpassen, so der Experte. Lockerer und ironischer seien die Comics geworden.
"Es spielt alles im Wilden Westen im 19. Jahrhundert. Heute wird aber lockerer und ironischer erzählt."
Mittlerweile gibt es sogar eine Serie über den jungen Lucky Luke. Damit hat man neue Leser gewonnen. Immer wieder werden neue Autoren ins Boot geholt.
Gute Qualität bei den Zeichnungen, modern bei den Erzählweisen
Mit diesem Erfolgsrezept seien auch die nächsten 20, 30 Jahre im Leben Lucky Lukes gesichert, glaubt Platthaus. Hundert könnte der greise Cowboy also noch werden. So lange würden die Comics nämlich noch gelesen.
Danach werde es allerdings schwierig, weil sich der Schwerpunkt immer mehr in Richtung Smartphone verlagern wird, prognostiziert der Experte. Und auch im Film sieht Platthaus nicht die Zukunft von Lucky Luke.
"Ich fürchte, über den Film wird sich Lucky Luke nicht in die Zukunft retten."
Superheldenfilme, also verfilmte Superheldencomics, waren damals etwas Neues. Wild-West-Filme gab es allerdings schon, als Lucky Luke auf den Markt kam, sagt Platthaus. Außerdem sei Lucky Luke eine einzelne Heldenfigur. Neben ihm gebe es keine besonders attraktiven Rollen in dieser Serie.
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