Comfort BingeSerie an, Kopf aus
Das Gedankenkarussell will nicht stoppen: Existenzängste, Sorge um Angehörige und Einsamkeit. In solchen Situationen können Sitcoms uns auf andere Gedanken bringen und für eine Auszeit im Kopf sorgen.
Am schönsten ist es, Zeit mit Freunden zu verbringen, gemeinsam zu lachen und dabei an einem Ort zu sein, den wir gut kennen und an dem wir uns wohlfühlen. Das kann uns ein wohliges Gefühl der Geborgenheit und Zufriedenheit bescheren.
In Zeiten der Pandemie verbringen wir mehr Zeit in unseren vier Wänden und schauen stattdessen abends auf der Couch eine Serienfolge nach der anderen. Denn besonders Sitcoms und Soap Operas, also die eher etwas leichtere Serien-Kost, lädt uns in eine ähnliche Wohlfühl-Welt ein.
"Ich glaube, dass das, was man guckt, sehr stark damit zusammenhängt, wie man sich fühlt oder fühlen möchte."
In den 1990er Jahren waren das Serien wie "Friends", "The Big Bang Theory“, "Gilmore Girls" oder "Grey’s Anatomy". Später kamen Sitcoms wie "Modern Family", "Grace & Frankie" und "Schitt's Creek" dazu.
Manche dieser Serien werden über Jahre fortgesetzt oder wir schauen sie uns einfach immer wieder von vorne an. Wir identifizieren uns mit den Charakteren, lernen ihre Eigenheiten kennen. Damit richten wir uns in einer bekannten Welt mit Charakteren ein, die für uns wie Freunde sind.
"Es ist Lebensalltag und da finde ich mich als Person leicht wieder."
Und auch heute bringen diese zum Teil Jahrzehnte-alte Serien uns zum Lachen, wenn sie auf Streamingplattformen nach wie vor angeboten werden.
Willkommener Gegenpol zum anstrengenden Alltag
Dieses Phänomen nennt sich Comfort Binge. Wir schauen Serien, um uns wohlzufühlen. Um in eine fiktionale Welt einzutauchen und damit Drängendes, Unerledigtes und Sorgen für einen Moment zur Seite zu schieben.
Mit dem Ansatz des Soziologen Hartmut Rosa könnte man dieses Phänomen so erklären: Die leichte Unterhaltung der Serienformate stellt einen Gegenpol zu einer immer schnelleren Arbeits- und Lebenswelt dar.
Reality-Formate zeigen uns in 30 Minuten den Weg zum Glück
Reality-TV-Formate wie "The Circle", "Love is Blind“ oder diverse Koch- und Wohnshows wie "Top Chef" und "Fixer Upper" funktionieren ganz ähnlich.
Denn sie erzählen uns davon, dass Dinge gelingen können: der perfekte Job, die perfekte Wohnung, das perfekte Mittagessen und der perfekte Kleiderschrank. Sie zeigen uns auf dem Bildschirm in 30 Minuten den Weg zum Glück.
Welche Serien wir dabei als unterhaltsam und witzig empfinden oder als zu seicht, bleibt dabei natürlich dem eigenen Geschmack überlassen.