RassismusdebatteAurel Mertz: "Ich bin kein Rassismusexperte, sondern Comedian"

Der Berliner Comedian Aurel Mertz thematisiert mit einer eigenen Video-Comedy-Serie die Rassismus-Debatte in Deutschland - manchmal ziemlich sarkastisch.

Für das öffentlich-rechtliche Online-Medienangebot Funk hat Aurel Mertz im August 2019 seine gleichnamige Video-Comedy-Serie "Aurel" gestartet. Darin spielt der Berliner einen jungen Mann, der von Fettnäpfen zu Fettnäpfchen stolpert. Viele der Videos drehen sich vor allem um die Rassismus-Debatte in Deutschland.

Humor - auch wenn es weht tut

In seinem aktuellstes Video geht es um Racial Profiling - mit viel Humor: Zwei Polizisten beobachten einen Mann (Aurel Mertz), wie er ein Fahrradschloss öffnen möchte. Es folgt eine lange Diskussion der Polizisten, ob er schwarz genug sei, um ein Fahrrad zu klauen oder vielleicht doch einfach nur ein Deutscher sei.

Während der Mann verteidigend seinen Fahrradpass aus der Tasche holen will, wird er von einem Scharfschützen erschossen. Als die Polizisten auf den toten Mann zugehen, erkennen sie die weißen Socken mit Sandalen an seinen Füßen und trauern nun weinend um ihren "Bruder". Video Ende.

Comedy überspitzt und macht Rassismus deutlich

Das Video wurde mittlerweile über zwei Millionen Mal aufgerufen und von vielen Userinnen und Usern ganz unterschiedlich aufgenommen. Aurel selbst fühlt sich bei diesen Videos nicht in der Rolle eines Rassismusexperten, sondern in der Rolle des Comedian. Für ihn ist Comedy das beste Mittel, um Debatten, wie die aktuelle Rassismusdebatte in Deutschland, zu verarbeiten. Denn der große Vorteil ist: Mit Comedy kann man Dinge überspitzen und sie so dem Publikum aus einer anderen Perspektive zeigen, sagt Aurel.

"Ich bin kein Rassismusexperte, ich bin Künstler, Comedian. Was Comedy machen kann: Man kann Dinge überspitzen und so kann man die Dinge vielleicht auch für die Leute ein bisschen klarer machen."
Aurel Mertz, Comedian

Der Comedian ist sich dessen bewusst, dass die Aussage des Videos zum Thema Racial Profiling "sehr am Limit ist". Für ihn ist es deshalb immer spannend zu sehen, welche Reaktionen und Diskurse derartige Videos auslösen. Seine Community auf Instagram, eine überwiegend studentische und weibliche Gruppe, hat das Video "sehr gefeiert", sagt Aurel. Sie haben verstanden, was er damit ausdrücken wollte.

Seine Follower auf Facebook dagegen, eine laut Aurel etwas ältere und weniger akademische Gruppe, haben sich deutlich kritischer gegenüber dem Video gezeigt. Häufiger Vorwurf: Er würde die Polizei unter Generalverdacht stellen.

Kommentar zur abgesagten Racial Profiling-Studie

Aurel wollte mit dem Video einen Kommentar zur abgesagten Racial Profiling-Studie Seehofers abgeben, die er in Anbetracht eines möglichen Terrornetzwerkes innerhalb der Polizei für sehr wichtig halte.

"Es soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass Seehofer gerade eine Racial Profiling Studie in der Polizei abgesagt hat, die, wenn man ein rechtes Terrornetzwerk in der Polizei vermutet, vielleicht ganz angebracht wäre."
Aurel Mertz, Comedian

Aurel macht nicht nur komödiantische Videos zum Thema "Struktureller Rassismus in Deutschland". In einem früheren Video, das er Anfang Juni gepostet hat, spricht er sechs Minuten lang über das Rassismusproblem – ohne Pointe und sehr emotional. Das Video beruht auf vielen persönlichen Erfahrungen, denen seiner Familie oder von Bekannten.

Als Künstler sollte man bei derartigen Themen immer auf sein Bauchgefühl hören, um zu entscheiden, wann Humor noch der richtige Weg ist und wann man ein Thema mit einem ernsteren Ton ansprechen sollte, sagt Aurel.