Coach über Achtsamkeit im Studium"Achtsamkeitstraining ist Arbeit"
Florian Seidl bietet Mindfulness-Trainings für Studierende an. Denn Uni-Alltag ist inzwischen alles andere als entspannend, meint der Coach.
Von der Vorlesung zum Projektseminar, zwischendurch hundert Seiten lesen, ein Essay schreiben und dann noch der Nebenjob, im Hinterkopf die nächste Klausur. Den Studi-Alltag stressfrei zu meistern, ist nicht immer einfach.
"Viele Studierende haben inzwischen ein ausgeprägtes Stress-Erleben."
Das hat auch der Achtsamkeitschoach Florian Seidl erkannt und bietet Studierenden der Uni Passau ein "Mindful-Based Stress Reduction"-Seminar (MBSR) an. Bei dem Achtsamkeits-Programm geht es um Bewusstsein, Balance und Meditation.
Studierende "hoffen und denken, dass sie über Achtsamkeit einen Weg finden, besser mit diesem Stress umzugehen", erklärt Florian Seidl. Er verspricht den Teilnehmenden langfristige Ergebnisse wie bessere Konzentration, keine störenden Gedanken mehr, einen besseren Umgang mit Ängsten und Sorgen, mehr Ruhe und mehr Leichtigkeit.
Das Seminar besteht überwiegend aus Übungen wie dem sogenannten Body-Scan. Dabei sollen 35 bis 40 Minuten lang einzelne Körperteile Stück für Stück bewusst wahrgenommen werden: "Man guckt in seinen linken Fuß hinein – was spüre ich da?", beschreibt der Coach. "Es geht dabei nicht darum, Entspannung zu erleben, sondern zu scannen, welche Empfindung da ist." Das soll die Aufmerksamkeit im Allgemeinen schärfen. Es gibt aber auch Yoga- und Meditationsübungen.
Mehr Achtsamkeit im Studium: Meditation und Körperbewusstsein sollen helfen
Dass 30 Minuten in sich hineinhorchen nicht immer einfach ist, sieht Florian Seidl ein: "Achtsamkeitstraining kann auch eine mühsame Dimension haben", so der Coach, "Es ist Arbeit." Er vergleicht die Seminare mit einer Sitzung beim Physiotherapeuten wenn man Rückenschmerzen hat: "Das ist auch selten gemütlich."
"Es geht wirklich darum, sich etwas zu erarbeiten."
Im Seminar integriert ist auch die Selbstverpflichtung, jeden Tag Achtsamkeit zu üben. Diese Verpflichtung sei laut dem Coach der entscheidende Vorteil gegenüber einer Meditationsapp, die im Gegensatz zu ihm keine persönlichen Fragen beantworten könne.
Florian Seidl ist darüberhinaus überzeugt, dass Menschen zu seinen Kursen kommen, die MBSR wirklich brauchen, oder kennenlernen wollen und Achtsamkeit nicht als esoterischen Unfug verstehen. Inhaltlich gibt es im Grunde keine Unterschiede zwischen einem Job-Coaching und den Uni-Seminaren, sagt der Coach. Trotzdem betrachtet er die Arbeit mit den Studierenden als "lebendiger" und "offener für die Erfahrungen, die auftauchen können."