ScheiternEine Frage der Perspektive
Claudia Sárkány hatte mit Mitte 30 das Gefühl, gescheitert zu sein. Kein Haus, keinen Mann, keine Kinder. Aber Motivation für einen Film. Über das Scheitern.
Claudia Sárkány ist 34 und wundert sich ein bisschen, wo all die Jahre hin sind. Das Scheitern, sagt sie, hat viel mit den eigenen Maßstäben und Erwartungen zu tun. Was man glaubt, was bis zu einem bestimmten Zeitpunkt passiert sein muss im Leben. In ihrem Fall: ein Haus, ein Mann, zwei Kinder. Als 16-Jährige hatte sie schon eine Vorstellung davon, wie sich ihr Leben entwickeln sollte und vor zehn Jahren dachte sie noch, dass sie fest in einem Job stecken, mindestens zwei Kinder haben würde. Aber nichts davon ist eingetroffen. Deshalb hatte Claudia das Gefühl, gescheitert zu sein.
"Ich war lange überzeugt, dass meine Mutter enttäuscht von mir sei, wenn ich nicht bis zu einem bestimmten Zeitpunkt Kinder habe oder einen bestimmten Punkt in der Karriere erreicht habe."
Aus diesem Gefühl ist die Motivation erwachsen, einen Film zu drehen. Die 34-Jährige plant einen 90-Minuten-Dokumentarfilm. Dazu hat sie sich schon mit ihrer Mutter unterhalten. Und dieses Gespräch war aufschlussreich. Ihre Mutter ist nämlich gar nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Sie wünscht sich für ihre Tochter, dass sie glücklich ist. Weitere Gespräche über das Scheitern hat Claudia mit ihren beiden Ex-Freunden geführt. Bei einem hat sie auf der Hochzeit gedreht. Er hat sogar schon ein Kind.
Scheitern ist als Stoff für einen Film sehr spannend
Claudia hofft, in einem Jahr mit dem Film fertig zu sein, und dieses Projekt wird nicht scheitern. Da ist sie sich sicher. Auch wenn es ihr oft genug fällt, sich zu motivieren. So ist das halt, wenn man einen künstlerischen Beruf macht. Aber nach vielem Nachdenken über das Scheitern ist ihr klar geworden, dass eben die Geschichten, in denen es nicht geradeaus verläuft, die spannenden sind. "Man glaubt ja immer, man ist allein mit dem Scheitern. Ist man aber gar nicht", sagt sie
"Das ist vielleicht aber auch so eine Falle, dass man immer nur zu denen schaut, bei denen die Facebookseiten so toll aussehen."
In Wahrheit sind da aber ganz viele, die auch zweifeln, so Claudia Sárkány. Und genau für die will sie den Film machen. Will sagen: "Es ist ok. Wir sind mit diesen Zweifeln und Ängsten, wie das Leben verlaufen sollte, nicht allein." Ist halt alles eine Frage der Perspektive.