InfektionskrankheitWie der Klimawandel Cholera-Ausbrüche begünstigt
Hunderttausende Menschen erkranken jedes Jahr an Cholera. In betroffenen Gebieten wird zu wenig geimpft. Und der Klimawandel hat einen großen Einfluss auf die Infektionskrankheit – direkt wie indirekt, erklärt die politische Referentin bei der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, Jasmin Behrends.
Nach einem Cholera-Verdacht auf einem Kreuzfahrtschiff war die Infektionskrankheit zumindest kurz wieder in den Schlagzeilen. Danach ebbte das Interesse schnell ab. Dabei ist Cholera eine große Bedrohung für viele Menschen. Jedes Jahr infizieren sich Hunderttausende.
Cholera ist eine Darmerkrankung, die zu sehr schweren Durchfällen und auch zum Tod führen kann. "Erkrankte sind darauf angewiesen, sehr viel sauberes Wasser zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen", erklärt Jasmin Behrends, politische Referentin bei der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Das ist das größte Problem an der Krankheit, denn sie wird über verschmutztes Trinkwasser übertragen.
"Cholera ist eine klimasensible Krankheit."
Der Klimawandel begünstigt Cholera-Ausbrüche – direkt und indirekt: "Cholera ist eine klimasensible Krankheit", sagt Jasmin Behrends. Das bedeutet: Die Bakterien reagieren auf die höhere Temperatur und eine veränderte Feuchtigkeit und können sich dann besser ausbreiten.
Außerdem sorgt der Klimawandel für mehr Extremwetterereignisse wie Stürme oder Überschwemmungen. In einer beschädigten Infrastruktur gibt es kaum Zugang zu sauberem Trinkwasser. Menschen trinken dann kontaminiertes Wasser und leben gleichzeitig in unhygienischeren Zuständen. "Das ist das perfekte Szenario, damit Cholera sich ausbreiten kann", erläutert Jasmin Behrends. Der Klimawandel ist jedoch nur ein Faktor, betont sie.
Viele Menschen auf engem Raum in Notunterkünften
Ein Beispiel: Im vergangenen Jahr traf der Zyklon Freddy vor allem südostafrikanische Länder wie Malawi oder Mosambik. Es war einer der längsten Wirbelstürme aller Zeiten. Ganze Dörfer wurden unter Schlammlawinen begraben, sagt Jasmin Behrends. Mehrere tausend Menschen hatten keine medizinische Versorgung mehr.
In den dann errichteten Notunterkünften leben sehr viele Menschen auf sehr engem Raum und mit mangelnden hygienischen Bedingungen. "Diese Kombination ist der perfekte Nährboden für Krankheitsausbrüche"; sagt Jasmin Behrends.
Cholera-Impfstoffherstellung nicht profitabel
Dabei gibt es einen wirksamen Impfstoff gegen Cholera. Niemand müsste daran sterben, betont Behrends. Der weltweite Vorrat an dem Impfstoff ist jedoch bis Ende März aufgebraucht. "Es gibt nur noch einen einzigen Impfstoff-Hersteller, weil die Produktion nicht sehr profitabel ist", erklärt die politische Referentin. Viele Unternehmen sind deshalb aus der Produktion ausgestiegen.
Erst Ende dieses oder Anfang des kommenden Jahres beginnt ein neuer Hersteller, Cholera-Impfstoff zu produzieren. "Selbst dann reicht die produzierte Menge nicht aus. Das ist ein absolutes Marktversagen, das wir gerade beobachten", stellt sie fest.
Ein verbesserter Zugang zum Impfstoff sei notwendig, um die Krankheit in den Griff zu bekommen, sagt sie. Es brauche aber auch eine bessere Infrastruktur, damit Trinkwasser sauberer wird. "Das lässt sich aber nicht von heute auf morgen umsetzen", sagt Jasmin Behrends. Außerdem sei eine gute Überwachung der Krankheit wichtig, um weitere Ausbrüche zu verhindern.