Chinesisches TiktokInfluencerin LiZiqi macht mit der schönen Scheinwelt Schluss

Lange war LiZiqi mit ihren romantisch-idyllischen Videos eine der erfolgreichsten Influencerinnen Chinas, – bis sie plötzlich offline ging. Warum die Tiktokerin abgetaucht sein könnte.

Inmitten der Berge in der der chinesischen Provinz Szechuan steht ein süßes Häuschen. Darin gibt es eine Küche mit hölzernen Küchenutensilien, hübschen Tontöpfen und Gemüse aus dem eigenen Garten. In diesem Haus lebt LiZiqi. Sie ist chinesische Influencerin.

"Hinter dem Erfolg steckt nicht einfach eine 31-Jährige, sondern ein ganzer Stab von Videofilmern, Agenten, Stylisten und PR-Beratern einer Influencer-Agentur."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Das alles zeigt sie in ihren märchenhaft anmutenden Food-Videos ihren Follower*innen – rund 16 Millionen davon auf Youtube und etwa 55 Millionen auf Douyin, einem chinesischen Tiktok-Klon. Doch der weltweit erfolgreiche Landleben-Stil, den LiZiqi in ihren Videos vorgibt zu leben, ist eine Illusion.

Niemand weiß, wie viel Fake in den Videos von LiZiqi steckt

Was an LiZiqi und ihren Videos echt und was unecht ist, lasse sich schwer beurteilen, so Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte. "Man weiß, dass es sie wirklich gibt. Sie ist wirklich irgendwann mal aus der Stadt, wo sie als DJane gearbeitet hat, zurück aufs Land gezogen. Dort hat sie angefangen, alleine diese Videos zu machen", erklärt sie.

Doch schon nach dem ersten kleinen Erfolgen wird LiZiqi von einer "Mega-Influencer-Agentur" eingekauft. Die macht die Influencerin zu einer weltweiten Marke. "Der Agentur gehören heute 51 Prozent von LiZiqi, ihr selbst die restlichen 49 Prozent", sagt Martina Schulte.

Hinter LiZiqi steckt eine gewaltige Influencer*innen-Ökonomie

Das Geschäft hinter der Marke "LiZiqi" ist gigantisch. "Sie hat einen eigenen Online-Shop, in dem man ihre Gewürzmischung und ihre Duftkerzen kaufen kann. Ihre 'Flussschnecken-Nudeln Instant-Style' sind so erfolgreich, dass die Agentur plante, eigene Fabriken zu bauen um sie herzustellen", sagt Martina Schulte.

"Das passt alles nicht so zum simplen Landleben, das die Videos verkörpern. Vor Kurzem ist ihr das wohl auch aufgefallen."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Dass ihr Leben jenseits des Bildschirms wohl nicht ganz so perfekt ist, scheint LiZiqi inzwischen selbst aufgefallen zu sein, schreibt die chinesische Online-Seite "Jing-Daily". Denn seit Mitte Juli sucht man vergeblich nach neuen Videos der Influencerin. Inzwischen soll sie Medienberichten zufolge sogar ihre Agentur verklagt haben.

Beobachter werten ihren Fall als Blick in das gnadenlose Geschäft der chinesischen Influencer-Industrie. "Die wurde gerade von der chinesischen Regierung als frevelhaft, verwerflich und unchinesisch gebrandmarkt, weil sie jungen Menschen falsche Idole vorgaukele", erklärt Martina Schulte. Ganz im Stile dieser Parteilinie sagte LiZiqi kürzlich bei einem Auftritt im chinesischen Staatsfernsehen, dass sie nicht überkommerzialisiert werden wolle. Was das für ihre Zukunft als Influencerin bedeutet und ob sie diesen Beruf überhaupt noch einmal ausüben wird, lässt sie bislang offen.