ChilisScharf essen lässt sich trainieren

Scharfes Essen, manche mögen es – andere nicht. Es gibt Leute, denen bei scharfem Essen schlecht wird. Wie viel Scoville (Einheit zur Bestimmung der Schärfegrade) wir vertragen, kann genetisch festgelegt sein. Scharf zu essen lässt sich trainieren, erklärt Chili-Experte Alexander Hicks.

Erhöhte Temperatur, Schweißausbrüche, Schwindel oder es passiert einfach gar nichts. Wie unser Körper auf Schärfe reagiert, ist individuell verschieden. Alexander Hicks ist gelernter Gärtner und arbeitet seit vielen Jahren als Chili-Experte. Er sagt, dass es auch an der Tagesform liegen kann, wie viel Schärfe jemand verträgt. "Manchmal schätzt man seine Tagesform persönlich falsch ein. Das ist mir auch schon mal passiert, als ich etwas im Bereich von knapp einer Millionen Scoville gegessen habe", sagt der Chili-Experte. Er hatte danach kurzzeitig Kreislaufprobleme.

Körperliche Reaktionen

Dass scharfes Essen tatsächlich was in unserem Körper bewirkt, hat vermutlich jeder schon mal festgestellt. Zum Beispiel führt es zu einem leichten Anstieg der Körpertemperatur. Deshalb kann es passieren, dass sich Schweiß auf der Stirn sammelt, wenn wir scharfe Lebensmittel essen. Solche Reaktionen sind sind die Antwort des Körpers auf das in Chilis und anderen Paprikagewächsen enthaltene Capsaicin.

Die Capsaicin-Moleküle docken Nervenrezeptoren im Mundraum an, die uns normalerweise melden, wenn wir uns verletzt oder verbrannt haben. Zum Beispiel nach einem Schluck zu heißem Kaffee oder Tee. Das Molekül täuscht dem Körper also einen "Brand" vor und der reagiert, indem er die Durchblutung steigert und die Blutgefäße erweitert – dadurch steigt vorübergehend die Körpertemperatur an.

Tipps gegen Schärfe

Um das Gefühl des Brands schnell wieder loszuwerden, helfen verschiedene Maßnahmen. Beispielsweise neutralisieren Milchprodukte die Schärfe im Mund. Das in ihnen enthaltene Protein Kasein löst das Capsaicin im Mund. Auch fetthaltige Produkte wie Butter wirken dem Capsaicin entgegen.

Süßes Zeug wie wie Honig oder Zucker können der Schärfe auch etwas entgegensetzen. Chili-Experte Alexander Hicks befolgte keinen dieser Hacks. Seine Methode gegen die Schärfe: "Ich habe die Schärfe 'veratmet'. Das heißt, ich habe bewusst etwa 20 Minuten sehr tiefe Atemzüge genommen und mich hingesetzt. So ist es wieder abgeklungen", sagt er.

"Ich habe die Schärfe 'veratmet'. Das heißt, ich habe bewusst etwa 20 Minuten sehr tiefe Atemzüge genommen."
Alexander Hicks, Gärtner und Chili-Experte

Wie gut wir Schärfe vertragen, hängt Alex zufolge auch davon ab, wie gut die Hitzerezeptoren im Mund ausgeprägt sind und auf welche Schärfestoffe sie reagieren. "Es ist auch genetisch bedingt, wie gut wir scharfe Lebensmittel vertragen. Es kann also sein, wenn zwei Leute die gleiche Chili probieren, dass sie die Schärfe vollkommen unterschiedlich wahrnehmen", erläutert Chili-Experte Alexander Hicks.

Scharf essen trainieren

An scharfes Essen können wir uns auch gewöhnen. "Wenn du regelmäßig scharf isst, kannst du danach einfacher regelmäßig scharf essen", sagt der Chili-Experte. Beim Training sollten wir allerdings nichts überstürzen, sondern uns langsam rantasten und schauen, was wir vertragen. "Dann kannst du jeweils die Dosierung erhöhen oder andere Chilis ausprobieren, die ein bisschen schärfer sind. Du tastet dich einfach ran und merkst dann, dass du scharfes Essen immer besser verträgst", sagt Alex.

"Natürlich solltest du es nicht übertreiben. Aber für Magen und Darm sind Chilis eigentlich ungefährlich."
Alexander Hicks, Gärtner und Chili-Experte

Alex erklärt, dass wir der Gesundheit mit scharfen Lebensmitteln etwas Gutes tun, "weil Chilis die Durchblutung und den Speichelfluss fördern. Sie haben natürlich viele Vitamine, zum Beispiel Vitamin C, Ballaststoffe und Mineralien. Du musst sie auch richtig zubereiten. Das ist wichtig."

Scharfes Essen schadet nicht

In dem Zusammenhang räumt der Chili-Experte mit dem Mythos auf, dass zu viel scharfes Essen ungesund ist. "Natürlich solltest du es nicht übertreiben. Aber für Magen und Darm sind Chilis eigentlich ungefährlich. Meistens ist es eher eine Kombination, dass man irgendwelche anderen Sachen mitisst, die so eine Magen-Darm-Geschichte eher triggern", sagt er.

Eine große Studie aus China kommt zu dem Ergebnis, dass Menschen, die regelmäßig scharfe Speisen essen, länger leben. Dass Chilis und andere Scharfmacher das Leben verlängern, lässt sich allerdings nicht aus der Studie schlussfolgern, da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt.

Die Epidemiologin Nita Forouhi von der University of Cambridge (Großbritannien) hat eine mögliche andere Erklärung dafür, dass Menschen, die scharf essen, länger leben: Scharf essende Menschen trinken meist auch größere Mengen Wasser oder Tee, schreibt Epidemiologin Nita Forouhi. Und es gebe Hinweise darauf, dass Teekonsum die Lebensdauer beeinflussen könnte.