HandelnChangemakerin Laura Haverkamp: "Mit allem, was man tut, hat man einen Einfluss auf die Welt"
Was können wir tun, um die Welt ein Stückchen besser zu machen? Laura Haverkamp sagt: Jede und jeder von uns hat das in der Hand. Sie ist Changemakerin und arbeitet Tag für Tag mit kreativen Menschen an Ideen, die die Welt verändern könnten.
Wenn man es mal genau betrachtet, dann hat Laura Haverkamp den absoluten Traumjob – aus der Perspektive derjenigen, die das Bedürfnis haben, die Welt zu verändern und einen Unterschied machen zu wollen. Sie ist eine Changemakerin, oder wie sie sich immer gerne bezeichnet: Brückenbauerin. Das heißt, sie beschäftigt sich auf der einen Seite zwar den ganzen Tag lang mit den Problemen unserer Welt, aber eben auch mit kreativen und engagierten Menschen und deren Ideen und Lösungsstrategien.
"Es ist schon ziemlich toll zu sehen, wie viele Menschen es gibt, die nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern sagen: 'Hey, das geht doch auch anders, da können wir doch kreativ dran gehen!'"
Dabei ist Laura Haverkamp für die globale Organisation Ashoka tätig. Ashoka kommt aus dem indischen Sanskrit und kann mit "das aktive Überwinden von Missständen" übersetzt werden. Die Organisation umfasst ein Netzwerk von knapp 4000 Social Entrepreneurs, also soziale Unternehmerinnern und Unternehmer, mit denen gemeinsam sie die Welt ein Stück weit besser machen will.
Das Dilemma mit dem Geld
Ganz klar: Für Laura Haverkamp ist das kapitalistische System nicht das System der Zukunft. Kapitalismus tue weder uns noch der Welt gut. Andererseits: Ohne Geld geht eben nichts. Wir alle müssen unsere Wohnung, Essen und das ganze Leben irgendwie finanzieren. Und auch die Projekte, die die Welt verbessern sollen, müssen finanziert werden.
"Der Kapitalismus, so wie wir ihn in Teilen gerade leben, ist eine Beschleunigungsmaschine, die weder uns, noch der Welt besonders gut tut."
Auf lange Sicht ist es deshalb auch das Ziel von Ashoka und den Social Entrepreneurs, das kapitalistische System durch ein neues zu ersetzen. Bei diesem Prozess werde bei Ashoka immer wieder hinterfragt: Wie muss ein Innovationssystem aussehen, damit es möglichst viele Ideen aus der Gesellschaft aufnehmen und fördern kann?
Bei den Kleinsten anfangen
Dabei geht es auch um die Frage, wo man in der Gesellschaft ansetzen muss, um neue Ideen wachsen zu lassen. Laura Haverkamp ist überzeugt davon, dass man bereits bei den Kleinsten anfangen sollte und "das Aufwachsen revolutionieren" müsse. Dabei könnte man beispielsweise in der Schule das Hinterfragen der Gesellschaft und der Welt fördern. Gerade in Deutschland sollten sich Schulen deutlich stärker der Gesellschaft öffnen und innovativer gestaltet werden, sagt Laura Haverkamp.
Deutschland ist auf einem guten Weg
Grundsätzlich habe sie das Gefühl, dass sich in Deutschland allgemein etwas ändere. Erst im Mai hat der Bundestag über die Förderung von Sozialen Unternehmen diskutiert und auch auf Landesebene sind mehr Förderungen in diese Richtung geplant. Das ist auch gut so, denn es gibt einiges, dass noch verändert werden müsste. Die Ungleichverteilung von Kapital ist eines unserer gesellschaftlichen Probleme, sagt Laura Haverkamp. Allgemein fehle es uns in Deutschland an Empathie, im privaten sowie im beruflichen Alltag.
Der Wunsch nach mehr Aktivismus
Laura Haverkamp selbst hatte schon immer den Veränderungsgedanken in sich. Ihre Hoffnung ist, dass es immer mehr Menschen auf der Welt geben wird, die Welt aktiv neugestalten wollen. Nur so könne ein Wandel funktionieren.
"Ich glaube wirklich, dass es wichtig ist, dass mehr Menschen auf der Welt morgens aufstehen und das Gefühl haben, die Welt passiert ihnen nicht, sondern sie können sie mitgestalten."
Im Gespräch mit Sebastian Sonntag erzählt Laura Haverkamp noch, welche Projekte und Ideen sie während ihrer Laufbahn besonders beeindruckt haben, wie sich die Start-Up-Szene in letzter Zeit gewandelt hat und was sie Menschen raten würde, die das Gefühl haben, sie wollen die Welt zu einem besseren Ort machen.