CDU ohne C?Politikberater: "Ein Rebranding der CDU wäre nötig"
Ist das Adjektiv christlich im Parteinamen der CDU noch zeitgemäß? Darüber diskutiert die Partei derzeit. Politikberater Johannes Hillje meint, die Partei brauche eine Markenauffrischung.
Vor etwa zwei Jahren ist der CDU das C schon einmal abhandengekommen. Damals hatten Aktivist*innen von Greenpeace das C der CDU aus dem Logo der Berliner Parteizentrale geklaut. Doch nun diskutiert die Partei selbst darüber, ob sie das C noch benötigt und wie "christlich" sie noch sein will. Der Grund dafür ist die Wahlanalyse nach der Bundestagswahl 2021.
In einem Kommissionsbericht, den die CDU-Spitze in diesem Rahmen vorgelegt hat, rät der Mainzer Geschichtsprofessor Andreas Rödder, der selbst Parteimitglied ist, zur Streichung. Johannes Hillje ist Politikberater und meint, dass die Probleme der Partei an anderer Stelle liegen – nämlich auch bei der Auswahl des Kanzlerkandidaten für die vergangene Bundestagswahl.
Das eigentliche Problem der CDU
"Wenn man überhaupt eine Verbindung zwischen der Wahlniederlage und dem christlichen Weltbild herstellen will, dann doch eher so, dass die CDU in den vergangenen Jahren nicht mehr nach den christlichen Werten gehandelt hat", sagt Johannes Hillje. Die Wählerwanderung von einer Million CDU-Wähler*innen zu den Grünen zeige das.
"Wahrscheinlich sind so viele CDU-Wähler*innen zu den Grünen gewandert, weil die Union die göttliche Schöpfung namens Erde ein Stück weit aus den Augen verloren hat."
Dass die Partei sich in einer Identitätskrise befinde sei laut Hillje unbestritten. Bei der Bundestagswahl 2021 hätten viele Menschen nicht gewusst, "worin die Zukunftserzählung dieser Partei besteht". Deshalb solle die CDU ihr Programm erneuern, meint der Politikberater. "Andererseits sollten sie aber auch ihre Marke erneuern. Ein Rebranding der CDU wäre nötig."
Seiner Meinung nach müsse die Union forschungsbasiert in den Austausch mit Mitgliedern aber auch Wähler*innen gehen, um so zu erfahren, was sich die Menschen eigentlich von dieser Partei für die Zukunft wünschen.
Ausrichtung auf christliche Religiosität verspricht wenig Erfolg
Doch auch ohne eine derartige Befragung hält der Politikberater eine so dezidierte Ausrichtung auf christliche Religiosität für wenig erfolgversprechend. "Einfach, weil die christliche Religion gesamtgesellschaftlich keine große Rolle mehr spielt", erklärt er. Mittlerweile sei ein Drittel der Bevölkerung konfessionslos und fast 70 Prozent würden überhaupt nicht mehr in die Kirche gehen.
"Vielleicht müsste es gar nicht eine Entscheidung gegen das 'C', sondern eher eine Entscheidung für etwas anderes, für einen anderen Begriff, sein."
Statt über das C zu diskutieren, wäre eine Neuerfindung der Identität der Partei angesagt, sodass etwas anderes an die Stelle des C rücke, meint Johannes Hillje. Ein ergebnisoffener Prozess könne dabei helfen, so der Politikberater.