Diego Faßnacht zur neuen CDU-ParteispitzeCDU-Politiker: "Ich bin einfach nur maßlos enttäuscht"
Diego Faßnacht ist 27 Jahre alt und CDU-Kreistagsabgeordneter. Er fühlt sich durch die Wahl der neuen Parteispitze um die Werte seiner Partei betrogen und findet auch, dass das Wahlergebnis zeigt, wie fern die Delegierten von der Parteibasis sind.
Diego Faßnacht sagt, dass er geschockt ist über die Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen Vorsitzenden der CDU. Er glaubt, dass mit dieser Wahl eine sehr grundlegende Entscheidung getroffen wurde, was den Kurs der Partei angeht. Der CDU-Kreistagsabgeordnete für den Kreisverband Rheinisch-Bergischer Kreis hatte gehofft, dass es nach der Ära Merkel einen Wandel geben würde. "Es hat sich aber gezeigt beim Parteitag, dass dieser Wandel ausbleiben wird", sagt er.
"Der Schock sitzt weiterhin sehr sehr tief."
Als Reaktion auf die Wahl hatte Diego in einem Facebook-Post geschrieben: "Tatsächlich hätten 90 Prozent gegen sie stimmen müssen – nach all dem, was der Seele der CDU angetan wurde."
Er erklärt, dass er damit Themen und Werte meint, die ihm besonders wichtig waren, als er vor mehr als 13 Jahren in die Junge Union eingetreten ist: "Als ich Mitglied der Union geworden bin, war es eine Selbstverständlichkeit: Wir wollen einen Staat haben, der die innere Sicherheit schützt, die eine geordnete Migration will, der wirtschaftlich eine vernünftige Politik macht, einen Staat, der Steuern senkt."
Der Kreistagsabgeordnete hatte auf Friedrich Merz gehofft
Faßnacht sagt, dass in den vergangenen zehn Jahren viele Themen so angegangen und entschieden wurden, dass dies seinem eigenen CDU-Bild widersprochen habe. Darum habe er bei der Wahl auf Friedrich Merz gehofft.
"Friedrich Merz hat bei seinen Vorstellungsrunden gezeigt, dass er derjenige sein könnte, der der CDU ihre Seele wieder zurückgibt."
In ganz Deutschland hätten Kreisverbände und Landesverbände ihre Mitglieder gefragt, für wen sie bei der Wahl stimmen würden, so Faßnacht. Sein Eindruck war, dass auf diesen Ebenen niemand die Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer unterstützt habe. Die meisten seien für Friedrich Merz gewesen. "Dass die Delegierten komplett anders entschieden haben, zeigt eigentlich, wie fern die Delegierten von der Parteibasis sind", sagt der Kreistagsabgeordnete.
"Momentan sehe ich keine andere Partei, wo ich sofort Mitglied werden könnte. Denn sonst hätte ich es wahrscheinlich schon gemacht."
Diego Faßnacht sagt, er akzeptiere die Entscheidung der Delegierten, wisse für sich persönlich allerdings noch nicht, ob er sie wirklich tragen könne und denkt durchaus auch über einen Rücktritt nach. Seiner Meinung nach hätte die CDU bei einer solch richtungweisenden Entscheidung alle Mitglieder befragen müssen.
Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, Diego Faßnacht sei in die CDU eingetreten. Richtig ist: Er wurde Mitglied in der Jungen Union. Der Eintritt in die CDU ist erst mit 16 Jahren möglich.
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