CannabiskonsumSo hängen Kiffen und Psychoserisiko zusammen
Der Konsum von Cannabis kann eine Psychose auslösen. Sam hat davon in unserem Podcast Einhundert berichtet. Eine Psychiaterin erklärt die Hintergründe.
Cannabiskonsum kann Psychosen auslösen oder verstärken. Grund dafür ist Tetrahydrocannabinol (THC), das in Cannabis enthalten ist. Der THC-Gehalt in Cannabis ist in den vergangenen Jahrzehnten durch Züchtungen gestiegen. Ein höherer THC-Gehalt verstäkrt das Risiko, an einer Psychose zu erkranken und abhängig zu werden.
Angst, die bleibt
Jugendlichen sind dabei noch stärker gefährdet als Erwachsenen. Sam beschreibt im Podcast Einhundert seine durch Cannabiskonsum ausgelöste Psychose so: "Es ist einfach eine Todesangst, dass ich sterbe, ersticke oder so. Ich habe diese Angst, dass mein Körper es nicht mehr schafft aus dieser Situation herauszukommen."
Psychiaterin Heike Beckmann erklärt, dass bei einer Psychose grundsätzlich der Dopaminhaushalt im Gehirn gestört ist. Daraus können psychotische Zustände entstehen wie wahnhafte Gedanken oder eine Schizophrenie. Im Ergebnis bleibe ein überwältigendes Angstgefühl.
"Die Psychose ist ein Endzustand, ein Krankheitsbild. Wenn zu viel Dopamin da ist und Fehlverarbeitungen im Gehirn entstehen, die uns vor allen Dingen auch Angst machen."
Das Ungleichgewicht der Botenstoffe im Hirn kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden: Stress, Substanzen wie Alkohol, Kokain und Cannabis. Der gewünschte Rausch kann also unerwünschte Nebeneffekte auf den Haushalt von Botenstoffen im Körper haben.
"Dann kann es bei Leuten mit anderen Faktoren zum Überlaufen dieses Fasses kommen und dann kann eine Psychose ausgelöst werden."
Gefährdet sind insbesondere Menschen, die ohnehin anfällig dafür sind, dass die Chemie in ihrem Hirn leicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann.
Therapie der Angstzustände mit Neuroleptika
Hat sich eine Psychose erst entwickelt, gibt es verschiedene Anlaufstellen. Sam ist in eine Akutklinik für Psychiatrie und Psychotherapie gegangen. Mit Medikamenten, sogenannten Neuroleptika, wurde versucht, das Gleichgewicht der Botenstoffe im Hirn wiederherzustellen.
Danach hat er dann an verschiedenen therapeutischen Maßnahmen teilgenommen wie Gruppentherapie. "Ein Problem ist, dass diese Krankheit recht selten ist und Betroffenen oftmals sich nicht verstanden fühlen", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Lena Rocholl.
Schuldgefühle als Problem
Der Vorwurf, die Psychose sei wegen des Cannabiskonsums selbst verschuldet, sei ein Problem für die Betroffenen, bestätigt Heike Beckmann. Betroffene trauten sich deshalb nicht, über ihren Konsum zu sprechen.
"Man sollte sich fokussieren auf das, was eben hilfreich ist. Der Vorwurf ist es nicht. Wie können wir erarbeiten, dass du dieses Risiko für eine Psychose irgendwie minderst oder ausschaltest?"