Cannabis Social Clubs verzögertWie Bürokratie den Eigenanbau von Gras ausbremst

Neben Kiff-Zubehör und Cannabis-Produkten bietet die Hanfmesse Mary Jane in Berlin auch einiges zum Thema Eigenanbau an. Am 1. Juli sollen Cannabis Clubs eigentlich Anbauvereinigungen gründen dürfen – wäre da nicht die deutsche Bürokratie.

Nach der Teil-Legalisierung von Cannabis erwartet die Hanfmesse Mary Jane in Berlin dieses Jahr deutlich mehr Besucher*innen als sonst: Die Veranstalter*innen rechnen mit 40.000 Menschen, im vergangenen Jahr waren es 25.000. Ein großer Teil der Ausstellungsfläche wird sich mit der Aufzucht und Ernte von Cannabis beschäftigen.

Das Thema Eigenanbau ist voll im Trend, denn laut der neuen Gesetzgebung dürfen in Deutschland zu Hause drei Cannabis-Pflanzen stehen – und in Cannabis Social Clubs dürfen Anbauvereinigungen gegründet werden, um gemeinschaftlich Gras anzubauen und an Vereinsmitglieder abzugeben.

Praktisch stehen stehen die Vereine bereit, am 1. Juli zu starten. Doch theoretisch scheitert es offenbar an der deutschen Bürokratie.

Teilweise noch nicht mal Behörden, um Anträge zu stellen

Um als Verein anbauen zu dürfen, ist ein Antrag erforderlich, erklärt Peer Bollmeyer, Vorstandsmitglied beim Verband "Cannabis Anbauvereinigungen Deutschlands". Der Antrag muss bestimmte Auflagen erfüllen und folgende Unterlagen beinhalten:

  • Gewerbeauszüge
  • Führungszeugnisse
  • Konzepte zur Prävention und Sicherheit
  • Angabe der Anbaufläche in Quadratmetern

Diese Unterlagen zu sammeln und einzureichen, erfordert viel Planung seitens der Social Clubs, so Bollmeyer. Zudem sei zu erwarten, dass die Behörden in den einzelnen Bundesländern auch individuelle Regelungen treffen werden.

"Flickenteppich Bürokratie"

Die deutsche Bürokratie bezeichnet Bollmeyer als Flickenteppich. Nicht zu Unrecht: Bayern, Hamburg und Nordrhein-Westfalen haben bereits eine Behörde ernannt und einen Bußgeldkatalog veröffentlicht. In Schleswig-Holstein und Niedersachsen dagegen ist gerade mal die Behörde ernannt worden – in vielen anderen Bundesländern auch das noch nicht, sagt Peer Bollmeyer. Wenn man jetzt noch mit einrechnet, dass die Wartezeit nach Antragsstellung etwa drei Monate betragen soll, erschwert das alles den geplanten Starttermin am 1. Juli natürlich massiv. Es macht ihn praktisch unmöglich.

"Da sind mehrere Hürden einfach, die wir noch aus dem Weg räumen müssen. Und es gibt halt niemandem, den wir dafür fragen könnten."
Peer Bollmeyer, Vorstandsmitglied beim Verband "Cannabis Anbauvereinigungen Deutschlands"

Seit Oktober 2023 werde in den Vereinen an Konzepten und Checklisten gearbeitet. Man helfe sich gegenseitig und tausche Informationen aus, sagt Peer Bollmeyer. Offizielle Anlaufstellen gibt es nämlich nicht.

Keine offiziellen Anlaufstellen

Er betont, wie wichtig Aufklärung und Prävention ist, da es bis zu 18.000 Sorten Cannabis gibt – und die meisten Konsument*innen auf dem Schwarzmarkt einfach irgendwas kaufen.

"Die meisten kaufen auf dem Schwarzmarkt Gras und wissen gar nicht, was sie da wirklich konsumieren."
Peer Bollmeyer, Vorstandsmitglied beim Verband "Cannabis Anbauvereinigungen Deutschlands"