StudierendenverbindungenBurschenschaften: Diese rechtsextremen Tendenzen gibt's

Burschenschaften werden oft mit dem rechtsextremen Spektrum in Verbindung gebracht. Nicht zuletzt wegen des AfD-Politikers Daniel Halemba. Gegen ihn wird wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt. Er ist Mitglied in einer Burschenschaft.

In Deutschland sind mehr als 1000 Studierendenverbindungen aktiv, die sich sehr stark voneinander unterscheiden. Es gibt unter anderem Katholische Studentenverbindungen, Damenverbindungen, Sängerschaften, Turn- oder Jagdverbindungen.

Etwa 20 Prozent der deutschen Studierendenverbindungen sind Burschenschaften. Der Großteil von ihnen ist "farbentragend". Das bedeutet: Ihre Mitglieder tragen als Erkennungszeichen ein farbiges Band um den Oberkörper und eine Kappe. Im größten und ältesten Dachverband "Deutsche Burschenschaft" gibt es rund 70 Burschenschaften mit etwa 4500 Mitgliedern.

Teutonia Prag zu Würzburg: "ziemlich klar rechtsextrem"

Der bayerische AfD-Politiker Daniel Halemba ist Mitglied der zu diesem Dachverband gehörenden Burschenschaft Teutonia Prag zu Würzburg – und das ist "eine Burschenschaft, die ziemlich klar rechtsextrem ist", sagt Alexandra Kurth, Studienrätin am Institut für Politikwissenschaften der Uni Gießen.

"Die [Burschenschaft Teutonia Prag zu Würzburg] war in den letzten Jahren – man muss eigentlich sogar sagen Jahrzehnten – immer wieder für den ein oder anderen rechtsextremen Skandal gut."
Alexandra Kurth, Studienrätin am Institut für Politikwissenschaften der Uni Gießen

Die Teutonia Prag zu Würzburg gehört auch zu den schlagenden Burschenschaften. Das heißt: Es gehört zum Brauch, sich mit Säbeln zu duellieren. Die Mitglieder vieler anderer Studentenverbindungen tragen zwar auch einen Säbel – allerdings nur zu Zierde, sie benutzen ihn nicht für Duelle. Es sind also nichtschlagende Verbindungen.

Streit über "Arier-Nachweis"

In den letzten Jahren haben viele Burschenschaften den Dachverband "Deutsche Burschenschaft" verlassen. Seit 2011 hat sich die Zahl der Mitglieder halbiert. Grund war ein Streit über den sogenannten "Arier-Nachweis": Konkret ging es dabei darum, inwieweit Studierende mit deutschem Pass Mitglied in den deutschen Burschenschaften sein können oder nicht. Auslöser war ein Verbandstreffen, bei dem gefordert worden war, eine Burschenschaft aus dem Dachverband auszuschließen – und zwar, weil die Eltern eines Mitglieds aus China stammen.

Einige Burschenschaften forderten, die Aufnahmekriterien mit Blick auf die Abstammung der Mitglieder zu verschärfen. Die Folge: Viele Burschenschaften, die damit nicht einverstanden waren, sind aus dem Verband ausgetreten.

"In der Deutschen Burschenschaft selber sind dann eben die Burschenschaften geblieben, die mit den sehr hardcore rechtsextremen Auslegungen keinerlei Problem hatten, sondern im Gegenteil: das ganz stark forciert haben in der Debatte."
Alexandra Kurth, Studienrätin am Institut für Politikwissenschaften der Uni Gießen

Wer in eine Burschenschaft mit rechtsextremen Tendenzen eintritt, der geht auch ganz gezielt dorthin, meint Alexandra Kurth. Solche Leute seien entweder schon vorher in rechtsextremen Organisationen aktiv gewesen oder würden zumindest die entsprechende Ideologie vertreten.

Burschenschaften nicht mehr so hip wie früher

Ihr zufolge sind Burschenschaften allerdings gar nicht mehr so angesagt wie früher. Nur wenige Studierende würden heutzutage noch dort eintreten. Trotzdem hätten sie noch gesellschaftliche Bedeutung, weil sie ein großes Netzwerk bieten: Einige erhoffen sich, schneller eine Wohnung oder einen Job zu bekommen, wenn sie dort Mitglied werden. Vor allem die Immobilien der Burschenschaften spielen in dem Netzwerk eine große Rolle, erklärt Alexandra Kurth.

"Die Burschenschaften verfügen in der Regel über eigene Immobilien. Und man kann ziemlich gut sehen, wie diese Immobilien Vernetzungspunkte für die extreme Rechte sind."
Alexandra Kurth, Studienrätin am Institut für Politikwissenschaften der Uni Gießen

In den entsprechenden Gebäuden würden häufig Vorträge und Events stattfinden bei denen sich Rechtsextreme aus den unterschiedlichsten Spektren treffen. Alexandra Kurth spricht von einer breiten Palette an Parteien, Strömungen und Organisationen, die sich bei solchen Veranstaltungen vernetzen.