Gestiegenes Interesse an der BundeswehrMinderjährige an der Waffe
Mehr junge Menschen entscheiden sich für die Bundeswehr. Sie dürfen nicht kämpfen, werden aber an der Waffe ausgebildet. Manche Politiker ziehen Parallelen zu Kindersoldaten.
Im Jahr 2017 waren so viele Minderjährige bei der Bundeswehr in der Ausbildung wie noch nie. Die Zahl der Rekruten, die bei Dienstantritt noch unter 18 Jahre alt waren, hat sich seit 2011 verdreifacht. Auch nach der sechsmonatigen Probezeit waren einige Soldaten noch nicht volljährig.
Zwar dürfen Minderjährige bei der Bundeswehr weder an Auslandseinsätzen beteiligt werden noch Wache schieben (wo sie im Zweifelsfall von der Schusswaffe Gebrauch machen müssten) - es ist per Gesetz also ausgeschlossen, dass Minderjährigen an kämpferischen Handlungen teilnehmen, auch, wenn sie sich freiwillig melden. Aber: Auch Rekruten unter 18 werden an der Waffe ausgebildet.
Glaubhaft den Einsatz von Kindersoldaten kritisieren?
Kritik an dieser Praxis kommt zum Beispiel von den Grünen und der Linkspartei. Sie halten es unter anderem für schwierig, wenn Deutschland auf der ganzen Welt den Missbrauch von Kindern als Soldaten anprangert, im eigenen Land aber Minderjährigen eine Waffe in die Hand drückt.
Die SPD schlägt als Kompromiss vor, die militärische Ausbildung so lange durch eine Art zivile Vorbereitungsphase zu ersetzen, bis die Rekruten volljährig sind.
"Ich würde mir wünschen, dass die Bundeswehr so attraktiv ist, dass sich ausreichend viele Volljährige mit gutem Gewissen und ausreichender Überlegung für die Bundeswehr entscheiden."
Die Bundeswehr sieht in der aktuellen Vorgehensweise kein Problem, sagt Christian Thiels, Verteidigungsexperte von ARD-Aktuell, sie ist schließlich legal. Sie würde auch nicht freiwillig darauf verzichten wollen, weil sie Nachwuchsmangel habe. Gerade junge Menschen anzusprechen und sie langfristig zu an die Bundeswehr zu binden, sei auch deshalb sinnvoll, weil viele im jüngeren Alter noch nicht sehr gefestigt in ihrer Berufswahl sind und die Bundeswehr diese Unsicherheit nützen könne.
Hinzu kommt: Die Bundeswehr steht in Konkurrenz zur Privatwirtschaft und zu öffentlichen Einrichtungen, die ebenfalls Ausbildungsplätze für junge Leute, auch Minderjährige, anbieten. Würde die Bundeswehr nur Menschen mit Mindestalter 18 aufnehmen, hätten sich womöglich einige schon für einen anderen Ausbildungsplatz entschieden.
"Gezielte Werbekampagnen, wie etwa die Youtube-Serie 'Mali', werden ihren Teil dazu beigetragen haben, das Image der Truppe zu verbessern."
Dass sich generell junge Menschen für die Bundeswehr entscheiden, hält Christian Thiels für erklärbar. Die Bundeswehr sei ein Ort mit klaren Regeln mit großer beruflicher Sicherheit. Schon in relativ jungen Jahren wird ein Gehalt gezahlt, bei dem zum Beispiel ein Handwerksbetrieb in der Regel nicht mithalten kann. Thiels: "Und dann haben einige bestimmt auch ein Stück weit Lust auf Abenteuer."