Jugendquote in der PolitikWo sind die Jungen?
Allein unter Alten. Nicht einmal 5 Prozent der Abgeordneten im Bundestag sind jünger als 35 Jahre. Eine Jugendquote könnte für mehr Gerechtigkeit sorgen, sagt der Aktivist Martin Speer. Sein Vorschlag: 20 Prozent der vorderen Listenplätze der Parteien sollte für den Nachwuchs reserviert werden.
Martin Speer ist 28 Jahre alt, Autor und politischer Aktivist. Gemeinsam mit seinem Kollegen Vincent-Immanuel Herr und der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen fordert er eine Jugendquote in der Politik: Denn in der Berliner Republik sind Junge bisher unterrepräsentiert: 31 der 631 der Abgeordneten im Bundestag sind unter 35 Jahren alt. Also nur 4,9 Prozent im Vergleich zu einem Anteil von 35 Prozent in der Gesamtbevölkerung.
"Dieses Ungleichgewicht tut unserer Meinung nach dem Land nicht gut.“
Ihre Argumentation folgt aber keinem reinen Zahlenspiel: Eine Jugendquote sei wichtig, sagt Martin Speer, weil wir manche Probleme unseres Jahrhunderts nicht repräsentiert sehen. In ihrem Plädoyer für mehr Jugend in der Zeit stellen sie auch die Frage, ob alte Ansichten und Denkmuster noch die Lösung für aktuelle Probleme liefern.
Ausgebremst würden Nachwuchspolitiker durch eine gläserne Altersdecke. Dabei könnten Junge nicht nur das Know-how zur jungen Generation mitbringen, sondern auch unkonventionelle Ideen und Arbeitsweisen.
Steiniger Weg? Kurzer Atem? Keine Lust?
Aber woran liegt es, dass es so wenige Junge in der Politik gibt: Steiniger Weg? Kurzer Atem? Keine Lust? Martin Speer sieht hier zum einen ein strukturelles Problem: mühsam und verwoben ist der Weg durch die Instanzen. Andererseits stehen junge Politiker sich auch selbst im Weg. Entmutigt und überfordert geben sie auf.
"Junge Menschen sind Träger dieser Ideen, sitzen aber nicht an den Tischen, wo über Zukunft diskutiert wird."
Eine Quote, so Martin Speer, wäre ein wichtiges Zeichen, dass den Ideen der Jungen Vertrauen geschenkt wird und man sich der Zukunft wirklich stellt. Hinter der Quotenforderung steht aber auch die größere Vision von mehr Partizipation aller in der Demokratie: "Viele Menschen fühlen sich nicht mehr als Teil der Entwicklung, nicht als Gestalter, sondern eher als Opfer der Umstände."