BürgerversicherungEine Krankenversicherung für alle
Sollte sich die SPD doch noch auf eine große Koalition einlassen, dann unter einer Bedingung: Die Einführung der Bürgerversicherung. Das bedeutet die Abschaffung der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung. Stattdessen zahlen alle in ein und dieselbe Krankenversicherung ein.
Die Idee ist nicht neu. In vier Bundestagswahlkämpfen haben SPD, Grüne und Linke schon gefordert, künftig alle Bürger gesetzlich zu versichern. Seit 2003 ist das Modell in verschiedenen Varianten in der Diskussion. Die SPD verspricht sich davon mehr Gerechtigkeit. "Sie möchte, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber wieder partätisch den Versicherungsbeitrag stemmen. Da zahlen die Arbeitnehmer zurzeit mehr", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Paul Vorreiter. Außerdem hoffe die SPD, dass der Beitrag zur Bürgerversicherung stabiler gehalten werden kann, weil es mehr Einzahler gibt - auch die Gutverdiener, von denen zurzeit viele in privaten Krankenversicherungen sind.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die private Krankenversicherung sofort abgeschafft würde, sagt Paul Vorreiter. Die SPD will erstmal damit anfangen, dass Berufseinsteiger automatisch in die Bürgerversicherung kommen, genauso wie alle gesetzlich Versicherten und die Beamten.
Und wer zurzeit privat versichert ist, solle das Angebot bekommen in die Bürgerversicherung zu wechseln - muss aber nicht. Die Bürgerversicherung solle dann langfristig aber für alle attraktiver sein.
Kritik am SPD-Modell
Die SPD hat die Idee der Bürgerversicherung in der letzten großen Koalition fallen lassen, weil CDU und CSU dagegen waren. Die finden nämlich, dass erst der Wettbewerb zwischen gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen dazu geführt habe, dass die Qualität der Krankenversicherungen in Deutschland so gut und wirtschaftlich ist.
Der Marburger Bund, der Verband der Ärzte, befürchtet dass das Leistungsniveau sinken würde. Der wettbewerbliche Charakter fehle bei der Bürgerversicherung. Wenn die Leistungen in Zukunft schlechter werden, dann würden höchstwahrscheinlich mehr Leute Zusatzversicherungen abschließen und das ist am Ende wenig sozial, fasst Paul Vorreiter die Sorgen des Ärzteverbands zusammen.