BüdchenkulturDas Weg-Bier aus dem Stammspäti
Lakritzschnecken, Eis am Stil und Schleckmuscheln: Als Kind haben wir uns im Kiosk mit Süßem eingedeckt. Heute nehmen wir ein Bierchen für unterwegs und quatschen mit dem Büdchenbesitzer und anderen Stammkunden.
Büdchen und Kioske sind nicht mehr nur ein Ort, an dem man Klorollen bekommt, wenn am Wochenende schon alle Supermärkte zu haben. Den Besitzer unseres Stammspätis kennt man irgendwann so gut, dass wir uns freuen, ihn zu sehen und ein wenig länger bleiben, um eine Runde zu quatschen.
"In Berlin hatte ich so 'nen Stammspäti und da war der Betreiber so nett, dass wir manchmal einfach nur dahin sind, weil der so herzlich war."
Die neue Art der Büdchen, die auch nachts aufwacht, belebt das Viertel. Gute Musik läuft und der Einkauf wird zu Nebensache. In Grüppchen steht man auf dem Gehweg rum, mit einem Getränk in der Hand - wie auf einer Party, wenn man sich in der WG-Küche zusammenfindet.
"Die Bude gibt es seit 40 Jahren, die war nie geschlossen. Die ist einfach Kult hier im Viertel, jeder kennt die, jeder kommt vorbei. Manchmal kommen Leute aus einer anderen Stadt extra hier zur Bude, um einzukaufen."
Kultcharakter und Persönlichkeit
Was in Köln, Hamburg und Berlin die Viertel belebt, ist in München eher rar gesät. Unsere Moderatorin Kaline kennt nur einen Spätkauf in München und ist jedes Mal vom Angebot geflasht, wenn sie in eine der anderen Städte fährt. Nicht nur, dass dort die Supermärkte länger aufhaben, auch die Büdchen sind bestens ausgestattet: von Gummibärchen über Dosensuppe bis hin zu Elektrosicherungen. Ein Kiosk reiht sich an den nächsten, vor dem Feiern kommen die Leute hier zusammen und der Gehweg verwandelt sich schnell in eine Art Partymeile.
"Und man kennt die Leute, wenn die Probleme haben, dann kommen die vorbei, dann quatschen wir, dann trinken wir 'nen Kaffee und das macht einen guten Kiosk aus, denke ich mal."
Roland Kutta betreibt mit seiner Mutter zusammen seit 40 Jahren den "HeBo"-Kiosk in Bochum. Unter der Woche seien die meisten Kunden gestresst und redeten nur das Nötigste, weil sie gerade auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem Nachhauseweg sind. Roland merkt deutlich, wie viel entspannter die Büdchenbesucher sind, wenn sie am Wochenende kommen und sich Zeit nehmen, um ein bisschen zu reden. Mit vielen Kunden ist er auch befreundet: Die bringen dann auch schon mal Kuchen oder einen Döner vorbei.
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