GefühlslebenBuchautor J. Simmank: "Einsamkeit hat ein Akzeptanzproblem"
Die Einsamkeit habe einen zu schlechten Ruf und werde oft viel zu negativ betrachtet, findet der Autor Jakob Simmank. Natürlich könne die Einsamkeit eine riesige Belastung für manche Menschen sein, doch gehöre sie zum Leben einfach dazu und könne manchmal sogar hilfreich sein.
Chronische Einsamkeit kann Auswirkungen auf die Gesundheit haben, sie sei eine Krankheit und habe Einfluss auf die Sterblichkeit, so oder so ähnlich ist es immer wieder zu lesen. Der Psychiater und Gehirnforscher Manfred Spitzer spricht in seinem Buch sogar von der "Einsamkeit als Todesursache Nummer eins".
Einsamkeit: ein Teil vom Leben
Diesem oft sehr negativen Bild der Einsamkeit möchte der Autor Jakob Simmank etwas entgegensetzen und hat das Buch "Einsamkeit - Warum wir aus einem Gefühl keine Krankheit machen sollten" geschrieben. Einsamkeit sei weniger eine Krankheit als vielmehr ein Gefühl, das einerseits sehr schmerzlich sein kann, andererseits aber auch mit Freiheit und Selbstfindung zu tun habe, sagt Jakob. Überhaupt seien Menschen im Leben immer wieder einsam, das fange schon mit der Geburt an und ende mit dem Tod.
"Wir kommen nicht darum herum, immer wieder einsam zu sein. Wir werden einsam geboren und sterben ein Stück weit einsam."
Einsamkeit gehöre zum Leben einfach dazu und wir sollten lernen, sie auszuhalten, sagt Jakob. Aus Sicht der Forschung, vor allem von Psychologen, werde zu oft die negative Seite der Einsamkeit hervorgehoben.
Studien zur Einsamkeit und deren Einfluss auf die Gesundheit müssten mitunter relativiert betrachtet werden, so die Meinung von Jakob Simmank. Denn mehr noch als die Einsamkeit an sich, könne vor allem der Faktor "soziales Netz" oder "soziale Isolation" einer Person der größere Risikofaktor für die Gesundheit sein.
Werde über Einsamkeit gesprochen, dann ist Simmank für eine Trennung von Einsamkeit als rein menschlichem Gefühl und Faktoren wie der "sozialen Isolation", die zweifellos ein großes Problem seien und auch Grund, warum Menschen vereinsamen. Hier gelte es, gesellschafts- und sozialpolitische Lösungen zu finden, indem beispielsweise Orte und Räume geschaffen werden, an denen Menschen zusammenkommen können.
Einsamkeit kann hilfreiche Prozesse anstoßen
Einsamkeit vergleicht Jakob Simmak in seinem Buch unter anderem mit dem Gefühl der Trauer. Auch die sei ein Prozess, der zwar nicht schön sei, den im Leben aber durchmachen müssten, um wieder Frieden zu finden, so Jakob Simmank.
"Einsamkeit ist ein bisschen so wie Trauer, sie ist irgendwie unangenehm, aber sie ist mit unserem Menschsein verbunden."
Ähnlich wie bei der Trauerbewältigung könne das Aushalten solch belastender Emotionen am Ende hilfreich sein, besser mit dem Leben klarzukommen, sagt Jakob. In der Einsamkeit kämen außerdem Fragen auf, wie etwa: Wer bin ich? Wer und wie möchte ich sein?
Begeben wir uns dann aus der Einsamkeit in eine menschliche Interaktion, könne die viel erfüllender werden, sagt der Autor.
Keinesfalls möchte Jakob Simmak das Leid, das Einsamkeit mit sich bringen kann, herunterspielen, betont der Autor im Gespräch. Es sei wichtig, dass Menschen Wege aus der Einsamkeit finden und lernen, damit umzugehen. Helfen könne zum Beispiel, anderen Menschen zu helfen – auch wenn das paradox klinge, weil man eigentlich selbst Hilfe benötige, so der Autor. Doch das könne einem ein gutes Gefühl geben. Aber vor allem sei es einfach auch okay, manchmal einsam zu sein. Hier gebe es in der Gesellschaft noch ein Akzeptanzproblem, so Jakob Simmank.